Politik

Einer wird nicht gewinnen (Oder was hilft uns die Spieltheorie?)

Wenn jeder versucht, schlauer zu sein als alle anderen - was passiert dann eigentlich?

Solche Fragen stellt die Spieltheorie.
Sie beschreibt Phänomene aus Politik und Wirtschaft und lässt sich sogar im Fußball anwenden. Nur Experimente mit echtem Geld kann sie nicht ersetzen.
Von Jürgen Kaube

Einleitung Erstes Spiel Zweites Spiel Drittes Spiel Viertes Spiel Fünftes Spiel Zum Weiterdenken

Drittes Spiel: Das Ultimatum
oder: Die Kosten eines Fouls


Rationalität ist die unverheilte Narbe, an der die Spieltheorie ständig kratzt. Das Ultimatumspiel ist - von dem deutschen ökonom Werner Güth - extra dafür erfunden worden. Der erste Spieler entscheidet über die Aufteilung eines an beide auszuzahlenden Geldbetrages, der zweite danach, ob es überhaupt zur Auszahlung kommen soll. Sagen wir, es geht um tausend Euro. "Neunhundert für mich, hundert für dich" - würden Sie das akzeptieren? Wenn nicht, entgingen Ihnen hundert Euro. Selbst ein Euro, also die Aufteilung 999:1 wäre für dickfellige Nutzenmaximierer noch akzeptabel, weil besser als 1000:0. Wie viel also, lautet die Frage, ist einem die Demonstration des Bedürfnisses nach Fairness wert?

In Experimenten zeigt sich, dass zeigt sich, dass die Allermeisten keiner engen egoistischen Nutzenverfolgung anhängen und nicht bereit sind, scharf asymmetrisch aufzuteilen mit der Begründung, dass das für Spieler 2 ja immer noch besser ist, als gar nichts zu bekommen. Die allermeisten Opfer ungleicher Aufteilung lassen sich ihre Empörung beziehungsweise Vergeltung etwas kosten.

Natürlich ist das niveauabhängig: Wenn jemand zehn Millionen so aufteilen würde, dass er neun davon und ich nur eine bekäme, würde der Genuss einer Million wohl die meiste Empörung über die fiese Vorteilsnahme des ersten Spielzuges löschen. Bislang konnte die Deutsche Forschungsgemeinschaft jedoch nicht dazu überredet werden, die überprüfung dieses Theorems zu finanzieren.

Zum Weiterlesen
Andreas Dieckmann: "Spieltheorie, Einführung, Beispiele, Experimente", Rohwohlt Verlag, Reinbek 2009.
Ken Binmore: "Fun and Games. A Text on Game Theory", D.C. Heath, Lexington 1992.
Robert Axelrod: "Die Evolution der Kooperation", Oldenbourg, München 1987.
Christian Rieck: "Spieltheorie, Eine Einführung". Rieck, Eschborn 2008.

© infos-sachsen / letzte Änderung: - 12.01.2023 - 18:25