IMMER DAGEGEN
(stark gekürzt)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Die Lektion "IMMER DAGEGEN" stemmt sich gegen die Ordnung - oder muss man treffender sagen Unordnung - an den Schulen. Als Gegenprogramm, als eine ORDENTLICHE SCHULORDNUNG, ist sie in einem jahrelangen Prozess gereift: Ein Ergebnis mühevoller pädagogischer Kleinarbeit! Obgleich an einer Berufsschule erarbeitet, ist sie mit geringfügigen Änderungen auf alle anderen schulischen Einrichtungen von der Grund- oder Hauptschule bis zur Hochschule übertragbar. Diese Lektion schafft eine Ordnung, mit deren Hilfe sich die pädagogische Situation an allen Schulen widerstandslos bis zum idealen Zustand verbessern wird. Von großen Schülerpersönlichkeiten wird diese Schulordnung gleichermaßen selbstverständlich angenommen wie vom kleinsten Pädagögchen.
Deshalb bietet "IMMER DAGEGEN" diese Schulordnung zum Wohle aller Schüler und all derjenigen an, die bisher glaubten, in schulische Angelegenheiten hineinreden zu müssen. Das wird in Zukunft nicht mehr nötig sein. Die Schule wird sich in allen Gesellschaftsschichten ihren alten guten Ruf zurückerobern.
Selbstverständlich ist dieses Ziel nicht so einfach zu erreichen. Es sind viele begleitende Maßnahmen erforderlich, auf die in dieser Lektion eingegangen wird. Seien es nun Regeln für Schüler oder für Lehrer, oder die Erläuterung der Zensuren. Einen breiten Raum nehmen auch Rundschreiben ein, die zur Information, zu ersprießlicher gegenseitiger Zusammenarbeit und zur Förderung des allgemeinen Wohlbefindens in der Schule beitragen.
Bei der Verwirklichung aller hier zusammengetragenen Erfahrungen können wir einer rosigen Zukunft der Schulen getrost entgegensehen.
Grundlagen der Ordnung an Schulen.
Schulordnung - Fassung für das laufende Schuljahr
- Der Schüler muss wissen, weshalb er in die Schule kommt. Schlafen, essen, trinken, rauchen, schwätzen und austreten kann er auch zu Hause.
- Die anmaßende Forderung, der Schüler soll pünktlich, sauber, mit gepflegtem Haar und ordentlich gekleidet zum Unterricht erscheinen, entspricht einem ganz falschen Vorurteil und wird deshalb nicht mehr erhoben.
- Wenn ein Schüler mit verfilztem Haar und behangen mit einigen Textil- und Lederfetzen, Fuchsschwanz, Flaschenöffner und Ohrgehängen im Laufe des Tages barfuß in die Schule watschelt, so sagt das über den Wert der Schülerpersönlichkeit überhaupt nichts aus.
- Die Schüler dürfen mit Getränkeflaschen ins Klassenzimmer kommen - auch wenn sie voll sind. Es kommt auf ein paar Flaschen mehr nicht an.
- Die Forderung, der Lehrer muss mit dem Klingelzeichen zum Unterrichtsbeginn die Türklinke des Klassenzimmers in der Hand haben, wird aufgehoben. Was soll der Lehrer mit der Türklinke?
- Um dem Schuleschwänzen vorzubeugen, werden die Fehlzeiten der Schüler nicht mehr registriert.
- Die Energie, die manche Schüler bisher aufgewendet haben, um nach einer Klassenarbeit mit dem Lehrer um die Zensur zu feilschen, ist von jetzt an für die VORBEREITUNG auf die Arbeit zu verwenden.
- Bei Feueralarm ist das Schulhaus von Schülern und Lehrern mit der gleichen Geschwindigkeit zu verlassen wie am Unterrichtsende.
- Ein Pausenaufsichtsplan wird nicht aufgestellt. Die Schüler machen ja schon während des Unterrichts, was sie wollen.
- Von Zeit zu Zeit ertönende akustische Signale, früher als Pausenklingeln bekannt, haben mit Beginn oder Ende der Unterrichtsstunden oder Pausen nichts zu tun. Sie dienen nur der Kontrolle, ob die Stromversorgung des Hauses noch in Ordnung ist.
- Schlüssel für die Schulhaustür werden nicht ausgegeben. An der Schule wird eine abgeschlossene Bildung vermittelt.
Die Schulordnung ist zur Kenntnis zu nehmen. Sie tritt ohne Zustimmung des Lehrerkollegiums und der Elternkonferenz in Kraft und benötigt nicht die Unterschrift der Schulleitung.
Regeln für Schüler
- Es genügt, wenn der Schüler zur dritten Stunde zum Unterricht kommt. Schließlich ist es völlig gleichgültig, wo er ausschläft!
- Der Lehrer hat die Aufgabe, den Schüler zu unterhalten. Aufforderungen zur Mitarbeit sind auch rein formal-juristisch schon als Belästigung zu werten.
- Aus medizinischen und pädagogischen Gründen sind die Klassenzimmer mit Stühlen auszurüsten, mit denen die Schüler kippeln können.
- Soweit Schülertische kein Ablagefach unter der Tischplatte haben, ist es den Schülern gestattet, ihre Füße während des Unterrichts auf die Tischplatte zu legen.
- Was der Lehrer an die Tafel schreibt, ist seine Sache. Ob es der Schüler abschreibt, geht den Lehrer nichts an.
- Lehrmittelfreiheit ist unerlässlich; denn das BAFöG-Geld *) reicht ja kaum für Zigaretten und Bier.
- Die Schüler haben die Pausen einzuhalten - und den Unterricht auszuhalten!
- Ein Schülermittagstisch ist so lange uninteressant, wie es dort kein Bier gibt.
- Der Schüler kann die Schule verlassen, wann er will. Kein Lehrer wird ihn zurückholen.
- Die Schüler haben ein Recht auf gute Zensuren. Die Lehrer sollten von diesem Recht Gebrauch machen.
- Schüler dürfen den Unterricht versäumen. Sie dürfen aber nicht versäumen, dafür eine Entschuldigung zu schreiben. Scheiß-Bürokratie!
- Hausaufgaben sind unzulässig.
- Häuser werden nicht aufgegeben, sondern besetzt.
Goldene Regeln eines Lehrers
- Ich bin ein Beamter auf Lebenszeit und habe eine gesicherte Stellung. Warum sollte ich arbeiten?
- Ich bin laut Examen fähig, Schüler zu unterrichten. Wenn meine Schüler etwas nicht begreifen, kann das also nicht meine Schuld sein!
- Ich überprüfe die Anwesenheit meiner Schüler nicht. Je weniger Schüler, desto leichter das Unterrichten!
- Ich lasse jeden Schüler sitzen, wo er will. Ich kenne ihn sowieso nicht!
- Ich stoße mich nicht an Unruhe im Unterricht. Ich spreche noch lauter!
- Ich freue mich über so genannte Schmierereien von Schülerhand auf Tischen, an Tafeln und an Wänden. Sie zeugen von dem Ideenreichtum und von der Schöpferkraft meiner Schüler!
- Ich bleibe unberührt davon, ob der jeweils verantwortliche Schüler die Tafel sauber putzt oder nur die Kreide breit wischt.
Was ich anschreibe, muss ich selbst nicht lesen können! - Ich stelle keine Hausaufgaben. Ich müsste sie ja kontrollieren!
- Ich interessiere mich ebenso wenig wie meine Schüler dafür, wie es im Klassenzimmer aussieht. Wir haben Putzfrauen!
- Ich gebe meinen Schülern nur gute Zensuren. Ihre Zensuren sind auch meine Zensuren!
ICH BIN EIN GUTER LEHRER. ICH WEIß ES!
Ausrüstung für Schüler
Was der Schüler braucht | Was der Schüler hat |
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Schultasche Fachbücher Schreibpapier Bleistift Kuli Farbstifte Zeichenblock Zirkel Zeichendreieck Schablonen Taschenrechner |
Plastiktüte Bild-Zeitung Zigaretten Feuerzeug Flaschenöffner Kaugummi Fuchsschwanz Piercing Colaflasche Groschenhefte Handy |
Z e n s u r e n und ihre volkstümliche Auslegung
Note | wird erteilt, |
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1 (sehr gut) | wenn es der Schüler besser weiß, als der Lehrer. |
2 (gut) | wenn es der Schüler so gut weiß, wie der Lehrer. |
3 (befriedigend) | wenn es der Schüler weiß |
4 (ausreichend) | wenn der Schüler weiß, wo es geschrieben steht. |
5 (mangelhaft) | wenn der Schüler jemand kennt, der weiß, wo es geschrieben steht. |
6 (ungenügend) | wenn der Schüler glaubt, jemand zu kennen, der vielleicht wüsste, wo es stehen könnte. |
Die Schule im Wandel der Zeiten
- Einst ging man zur Schule - jetzt fährt man.
- Einst ein notwendiges Übel - jetzt eine üble Notwendigkeit.
- Einst wurde die Schule besucht - jetzt wird sie versäumt.
- Einst ist man in gepflegter Kleidung gekommen - jetzt pflegt man sich verkommen zu kleiden.
- Einst wurde unterrichtet - jetzt wird doziert.
- Einst gab es alte Pauker - jetzt junge Punker.
- Einst lernte man Rechtschreiben - jetzt Recht haben.
- Einst rechnete man im Kopf - jetzt mit dem Knopf (vom Taschenrechner).
- Einst lernte man Sprüche - jetzt klopft man welche.
- Einst kauten die Schüler den Lehrstoff wieder - jetzt den Kaugummi.
- Einst lernten die Schüler für das Leben - jetzt leben sie für das Lernen.
- Einst mussten die Schüler für ihre Zensuren etwas leisten -jetzt leisten sie sich ihre Zensuren.
- Einst zeugten die Schüler von ihrem Wissen - jetzt wissen sie von ihrem Zeugnis.
- Einst brauchten die Schüler Lehrer - jetzt brauchen die Lehrer Schüler.
- Einst waren die Lehrer geachtet - jetzt geächtet.
- Einst machten die Schüler, was die Lehrer wollten - jetzt machen die Lehrer, was die Schüler wollen.
- Einst zahlte der Vater Schulgeld - jetzt bekommt es der Schüler.
- Einst hatte die Schule Niveau - jetzt weiß man nie wo.
- Einst Dichter und Denker - jetzt Richter und Stänker.
- Einst ohne Fleiß kein Preis - jetzt ohne Preis kein Fleiß.
- Einst stand in der schriftlichen Vorbereitung des Lehrers "Bemerkungen zur Klasse" - jetzt "Anthropogene und soziokulturelle Voraussetzungen".
Prinzipien der Arbeit
- Wer schon die Ãœbersicht verloren hat, muss wenigstens den Mut zur Entscheidung haben.
- Gefährlich ist, wenn die Dummen fleißig werden. Initiative ist eine Disziplinlosigkeit mit positivem Ausgang.
- An der Spitze stehen, ist immer noch zu weit hinten.
- Jeder macht, was er will. Keiner macht, was er soll. Aber alle machen mit.
- So alt, wie wir aussehen, werden wir nicht.
- Es bleibt alles ganz anders.
- Wir sind zu allem bereit, aber zu nichts zu gebrauchen.
- Wo wir sind, ist vorn. Und wenn wir hinten sind, ist hinten vorn.
- Keiner ist unnütz. Er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen.
- Spare mit jeder Sekunde, mit jedem Gramm, mit jedem Cent - koste es, was es wolle.
- Kommunismus ist, wenn jeder von jedem genug hat.
- Damit immer mehr immer weniger zu tun haben, müssen immer weniger immer mehr tun.
- Wissen ist Macht - nichts wissen, macht nichts.
- Wir kennen die Aufgabe nicht, aber wir meistern sie.
- Mancher wird solange befördert, bis er mit Sicherheit unwirksam ist.
- Bei uns kann jeder werden, was er will - ob er will oder nicht.
- Wir arbeiten Hand in Hand - was die eine nicht schafft, lässt die andere liegen.
- Operative Hektik ersetzt geistige Windstille.
- Der Mensch steht im Mittelpunkt - und somit allen im Weg.
- Hauptsache ist, es geht weiter - wohin ist egal.
- Wenn keiner mehr weiter weiß, bildet man einen Arbeitskreis.
- Fachwissen behindert die Entscheidunsfreudigkeit.
- Die Erzeugung eines totalen Chaos kann auch als dynamischer Führungsstil gewertet werden.
- Wo wir sind, klappt nichts, aber wir können nicht überall sein.
- Es genügt nicht, dass alle an einem Strang ziehen, ausschlaggebencd ist die Richtung.
Pädagogische Weiterbildung
- Einmal im Jahr haben die Lehrer ihren Pädagogischen Tag. - Und was machen sie an den anderen Tagen?
- Der Pädagogische Tag fördert die Bildung. Die Bildung eines Halbkreises der Gruppenmitglieder um den Moderator. Da die Bildung innerhalb des Hauses erfolgt, ist es keine Fortbildung. Glücklicherweise. Sonst wäre die Bildung ja fort.
- Im Protokoll vom Pädagogischen Tag sollte neben den Namen der Redner auch der Name des Zuhörers erwähnt werden.
Anregung zur Unterrichtsarbeit
Die Aufforderung, die Schüler in der Einstimmung für das Unterrichtsthema zu fesseln, sollte nicht zu wörtlich genommen werden.
Hinweise zur Einstimmung:
- Für das Thema "Schlichtung im Arbeitskampf" empfiehlt sich eine Modezeitschrift, um zunächst einmal zu klären, was schlicht und doch elegant ist.
- Beim Thema Kupplungen geht man davon aus, wie sich eine Heiratsvermittlerin oder ein Heiratsvermittler einen Kuppelpelz verdienen.
- Zum Thema Kurzschluss ist keine Einstimmung nötig. Man macht kurz Schluss.
- Je länger Sie für die Einstimmung brauchen, desto weniger Unterricht müssen Sie halten.
Nicht für den Dienstgebrauch! - Ausreden
Wie aus völlig unzuverlässiger Quelle verlautet, soll in einer nicht näher bezeichneten, aber hinreichend bekannten Abteilung ein Ausredenkatalog entwickelt werden, der es dürftigen - muss wohl heißen bedürftigen - Kollegen erleichtern soll, sich von gemeinsamen Veranstaltungen und Ausfahrten des Kollegiums zu drücken.
Ausrede 1
An geselligen Zusammenkünften des Kollegiums nimmt nur die Elite teil.
Ich gehöre nicht dazu!
Ausrede 2
Die Veranstaltung dauert länger als der Unterricht, den ich halten muss, sodass ich über Gebühr beansprucht werde. Damit meinen Schülern gegenüber den anderen Klassen kein Nachteil erwächst, lasse ich den in der Betracht kommenden Zeit meinen Unterricht ausfallen.
Ich bin korrekt!
Ausrede 3
Am Tag der Veranstaltung habe ich keinen Unterricht.
Ich gehe nach Plan!
Ausrede 4
Meine Teilnahme hängt von der Teilnahme der Schulleitung ab. Einen persönlichen Vorteil erhoffe ich mir nur, wenn ich devot hinter meinem Schulleiter herdackeln kann und für würdig befunden werde, am Fußende seines Tisches sitzen zu dürfen.
Ich bin der Nächste!
Ausrede 5
Zu meinen Kollegen habe ich keinerlei Kontakt und weiß weder, wo ich ihn suche, noch wo ich ihn finden kann.
Ich kenne niemanden!
Ausrede 6
Geselliges Beisammensein und Ausfahrten sind mit Kosten verbunden. Als Beamter auf Lebenszeit habe ich ein Anrecht darauf, dass der Staat dafür aufkommt.
Ich bin sparsam!
Ausrede 7
Über meine freie Zeit verfüge nicht ich, sondern meine Frau.
Ich bin verheiratet!
Ausrede 8
Zum Zeitpunkt der Veranstaltung habe ich etwas besseres vor.
Ich bin es auch!
Zitate von Lehrern
Aus dem Zusammenhang gerissen.
- Ich habe meinen Haufen ganz da oben hingemacht.
- Wenn ich`s reinkrieg, kriegt Ihr`s auch rein!
- Das ist eine Lösung von Ehepaaren in Junggesellen - rein menschlich ausgedrückt.
- Ich kann Ihnen versprechen......ich kann Ihnen nichts versprechen.
- Deshalb ist die Quadratwurzel auch so rund wie lang.
- Freiheit - Abenteuer? Da können Sie ja gleich Marlboro rauchen und Fanta trinken!
- Der rot angestrichene braune Turm.
- Dann sehen wir unsichtbare Kanten.
- Herr K., wenn man Sie von hinten betrachtet, könnte man Sie direkt mit einem anderen Geschlecht verwechseln.
- Man stumpft so langsam ab in diesem "Krematorium".
- .....oder einen rechteckigen Winkel.
- .....oder einen viereckigen Würfel.
- Das "h" ist eine saumäßig kleine Größe.
- Je weiter der Weg, desto länger die Strecke.
- Jetzt machen wir ein Beispiel. Das Ding heißt Aufgabe!
- Das Motto heißt: Hat man keinen, so macht man einen!