Leonberg, am 14.12.04
Liebe IÂ…. und Trabanten!
Es liegt schon Jahrzehnte zurück. Wir wohnten damals noch in Niederwiesa.
Eines Tages trat ich von Chemnitz kommend aus dem Bahnhofsgebäude und sah an der Plakatsäule einen Anschlag: Kreisausstellung. Ich dachte sofort, es gibt Briefmarkenausstellungen, Blumenausstellungen, Kleintierausstellungen - die müssen doch Kreise zeigen.
Das war für mich der Moment der geistigen Befruchtung, von dem an ich mit einer Kreisausstellung schwanger ging. Schon nach kurzer Zeit hatte ich dreißig Kreise zusammen und habe sie bei einem geselligen Beisammensein des Kollegiums ausgestellt. Natürlich hatte ich sie vorher dem Parteisekretär vorgelegt; denn es war der sozialistische Neukreis dabei. Der Mann hatte Humor und hätte es zugelassen, wusste aber nicht, ob es unter seinen Genossen einen schärferen gibt, der sich daran stößt. Also habe ich die Fläche frei gelassen und nur einen kleinen Zettel hingehängt: Sozialistische Neukreis, Original z.Zt. bei der Deutschen Post wegen der Gestaltung einer Briefmarke. Es hat niemand gefragt, wie dieser Kreis aussieht, es konnte ja nur ein roter fünfzackiger Stern sein.
Allmählich habe ich es auf über 150 Kreise gebracht. Einmal habe ich sie mehrere Wochen in Kirchberg an der Jagst ausgestellt und an einem Wochenende in Eltingen, dem Ortsteil von Leonberg, in dem wir wohnen. Dann habe ich sie der Stadt Leonberg für das Neue Rathaus angeboten, wo oft Ausstellungen stattfinden. Die Stadt verlangte von mir zunächst einen kurzen Abriss meiner künstlerischen Entwicklung. Das habe ich vor Lachen nicht geschafft.
Unlängst habe ich meine Kreise meiner Verlegerin gezeigt. Sie hat sofort gesagt: Da müssen wir etwas draus machen. Und so ist dieser immerwährende Kalender entstanden.
Und so wünschen wir ein gesegnetes Weihnachtfest und alles Gute für das neue Jahr. Wir grüßen herzlich.
Dein Günther und H….