Stand: 07.10.2025, 13:25 Uhr
Von: Johannes Schaack
© picture alliance / dpa
Die Plünderungen dauern fast eine Woche an. Straßenzüge werden in Brand gesetzt. Gleichzeitig beginnt eine gnadenlose Jagd - auf Frauen und Mädchen. Soldaten verprügeln und missbrauchen ihre wehrlosen Opfer, eine örtliche Ärztin gibt später an, dass allein sie mehr als 600 vergewaltigte Frauen behandelt hat. Was klingt wie ein Auszug aus dem Gräueltaten-Verzeichnis der Nazis oder wie ein Bericht über die Kriegsverbrechen der Russen im Zweiten Weltkrieg, ist in Wahrheit das grausame Werk der westlichen Alliierten, die im April 1945 den baden-württembergischen Kurort Freudenstadt tyrannisieren.
Dieser Frage gingen die Journalisten Maximiliane Saalfrank und Thies Marsen nach. Dabei stießen sie gleich auf eine doppelte Tabuisierung der Ereignisse.
Zudem gab es im Chaos des Kriegsendes keine Verwaltung und Polizei mehr, bei der man Vergewaltigungen anzeigen konnte. "Über sexuelle Gewalttaten durch Angehörige der westlichen Alliierten wurde nicht gesprochen. Die Opfer und ihre Familien schwiegen, um in ihren Dörfern und Stadtvierteln ohne gesellschaftliche Ächtung weiterleben zu können", sagt Saalfrank, die mit Dutzenden Opfern sprach. Und so wurde die Schuld der Alliierten von einer kollektiven Amnesie zugedeckt - es entstand ein Tabu, das bis heute, fast 73 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, fest in unserer Gesellschaft verankert ist. (Autor: Welt der Wunder Redaktion)
Quelle: Westfälischer Anzeiger