Wider dem Vergessen
FOCUS-Online-Reporter Göran Schattauer
Mittwoch, 03.04.2019
Ein junger Mann kommt aus dem Irak nach Deutschland. Ohne Eltern. Ohne Geschwister. Und ohne Not.
Der damals 19-Jährige will Asyl, weil er sich hier "ein besseres Leben" erhofft. Der Antrag wird abgelehnt. Er klagt dagegen. Man gewährt ihm eine Duldung. Irgendwann läuft die Frist ab. Er bleibt trotzdem. Mehr als zweieinhalb Jahre lebt er in Deutschland.
Was passiert in dieser Zeit?
Farhad A. fällt durch Diebstähle und Schwarzfahren auf. Im Bus legt er die Füße auf den Sitz und attackiert Fahrgäste, die sich über ihn beschweren. Wenn ihm die Verpackung seines Essens nicht gefällt, schleudert er es dem Verkäufer bei McDonalds ins Gesicht. Er tritt, schlägt, randaliert, droht, beleidigt, pöbelt, hängt in Shisha-Bars rum, trinkt Alkohol, handelt mit Drogen, dröhnt sich regelmäßig zu.
Er spuckt einer deutschen Frau ins Gesicht und greift jemandem mit dem Messer an. Angeblich sympathisiert er sogar mit dem Terroristen Dschaber al-Bakr, der den Berliner Flughafen in die Luft sprengen wollte.
Polizisten notieren pflichtgemäß jedes Vergehen des Irakers und legen pausenlos neue Ermittlungsvorgänge an. Staatsanwälte tippen ein Aktenzeichen nach dem anderen in den Computer.
Obwohl Farhad A. als wandelndes Sicherheitsrisiko gilt, kann er nach Belieben schalten und walten. Sein Tun bleibt folgenlos, seine Taten ohne echte, ohne schmerzhafte Konsequenzen. Der deutsche Staat protokolliert das sich auftürmende Unrecht und verwaltet es. Leider kommt niemand auf die naheliegende Idee, dem notorischen Gewaltkriminellen mal eine DNA-Probe abzunehmen (was die Aufklärung des Messerangriffs von Chemnitz erheblich erschwert).
Welch ein Fiasko!
Der Dauer-Täter muss das Gefühl haben, in Deutschland sei es völlig normal, Regeln und Gesetze zu brechen. Vermutlich lacht er sich ins Verbrecher-Fäustchen, als Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) Sätze wie diesen sagt: "Wenn Asylbewerber Gewaltdelikte begehen, müssen sie unser Land verlassen."
Es wäre ein wichtiger Schritt gewesen, ein zwingend notwendiger sogar - und mithin ein Akt der Zivilcourage
Zu einer solchen - fast schon absehbaren - Straftat kommt es am 26. August 2018. Nach einem friedlichen Stadtfest in Chemnitz wird der 35 Jahre alte Tischler Daniel H. durch mehrere Messerstiche getötet. Einer der beiden Beschuldigten: der irakische Asylbewerber Farhad A., mittlerweile 22 Jahre alt. Bis heute ist er auf der Flucht.
Nach dem Verbrechen wird es laut in Deutschland. Stimmen überschlagen sich, es herrscht ein rauer, mitunter aggressiver und feindseliger Ton. Es gibt aber auch leise, zurückhaltende Stimmen. Stimmen, die bis heute niemand wahrgenommen hat. Eine dieser Stimmen gehört einer berufstätigen Mutter aus Chemnitz. Eine einfache, eigentlich unpolitische Frau, 53 Jahre alt, weltoffen, ohne Vorurteile gegenüber Ausländern und alles andere als eine Rechtspopulistin.
Als die Polizei sie zu dem tödlichen Angriff anhört, stellt sie eine simple, eine sehr klare und kluge Frage.
Die Frau sagt, sie würde von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gern wissen, warum sie es zugelassen habe, dass ein Straftäter wie Farhad A. mit einem Messer bewaffnet durch Chemnitz laufen konnte. Und das, obwohl er schon lange kein Recht mehr gehabt habe, in Deutschland zu sein. Wenn alles richtig gelaufen wäre, würde Daniel noch leben, erklärt die Frau.
Auf die Beantwortung durch Frau Merkel und Herrn Seehofer hat jedoch niemand so großen Anspruch wie die Frau, die sie gestellt hat:
Quelle: focus online vom 03.04.2019