Abschied ist ein leises Wort
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†04. Januar 2016 in Cottbus)
( 69 Jahre )
Am 1. Juni 1973 nutzte Mentzel einen Auftritt des Alfons-Wonneberg-Orchesters in West-Berlin spontan zur Flucht nach Westdeutschland. Er ließ sich im Saarland nieder, wo ein Cousin lebte, und verdiente seinen Lebensunterhalt tagsüber als Schweißer, nachts als Musiker in Kneipen. Nach wenigen Monaten kehrte er wieder in die DDR zurück. Wegen Republikflucht wurde er zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt, die für zwei Jahre auf Bewährung ausgesetzt wurden.
Nach seiner Rückkehr in die DDR spielte er wieder im Alfons-Wonneberg-Orchester, wechselte jedoch nach einem halben Jahr ins Tanz- und Schauorchester Rostock.
Ab 1975 spielte er zusammen mit Nina Hagen in Fritzens Dampferband und erzielte 1979 seine ersten Erfolge als Solist. So nahm er unter anderem die von Harry Jeske von den Puhdys komponierte Vereinshymne Stimmung in der Alten Försterei für den 1. FC Union Berlin auf, die 1985 auf einer Amiga-Quartett-Single veröffentlicht wurde. Im selben Jahr konnte er seine erste Solo-Langspielplatte Stimmung, Jux und Mentzel veröffentlichen. 1988 moderierte er eine Ausgabe der bekannten Samstagabendshow Ein Kessel Buntes im DDR-Fernsehen.
Neun Tage nach dem überraschenden Tod von Achim Mentzel steht fest, woran der Entertainer starb. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, sei die Todesursache ein schwerer Herzinfarkt. Wie die Obduktion zudem ergeben habe, litt der 69-Jährige an einem nicht erkannten Herzfehler.
Mentzel hatte sich am 4. Januar zuhause in Cottbus plötzlich nicht wohlgefühlt. Seine Ehefrau Brigitte rief daraufhin den Notarzt. Mentzel wurde noch vor Ort reanimiert und anschließend ins Krankenhaus gebracht. Doch jede Hilfe kam zu spät.
Mentzel galt als Stimmungskanone und Vollblut-Entertainer. Der gebürtige Ost-Berliner spielte zu DDR-Zeiten in verschiedenen Bands vor allem Schlager. Ende 1989 erhielt Mentzel noch in der untergehenden DDR seine erste eigene TV-Sendung: "Achims Hitparade". Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) setzte die Sendung nach der Wende fort.
Viele Westdeutsche lernten den schwergewichtigen Mentzel ("Achims Hitparade") jedoch erst durch den Spott von Oliver Kalkofe kennen, der den Volksmusiker auch mal "das zottelige Zonenmonster" nannte. Später freundeten sich der Satiriker und der Sänger an.
Mentzel war viermal verheiratet. Er hatte acht Kinder, darunter vier aus früheren Beziehungen und einen Sohn mit seiner vierten Frau, mit der er seit 1980 verheiratet war und die drei Kinder mit in die Ehe gebracht hatte. Zuletzt lebte er im Cottbuser Stadtteil Gallinchen.