Abschied ist ein leises Wort
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†02. Mai 1995 in Berlin-Lichtenberg
( 84 Jahre )
Agnes Kraus erhielt ihre künstlerische Ausbildung in den späten 1920er-Jahren bei Leopold Jessner am Preußischen Staatstheater Berlin, der sie irrtümlicherweise als künftige Tragödin sah.
In Annaberg-Buchholz, ihrem ersten Engagement, bekam sie eine tragische Rolle: sie spielte die Hauptrolle in Schillers Maria Stuart und die Helena aus Shakespeares Sommernachtstraum.
Ab 1936 war sie in kleinen Rollen an der Berliner Volksbühne unter Eugen Klöpfer zu sehen.
Im Zweiten Weltkrieg arbeitete sie bei den Münchner Kammerspielen, ehe sie die Bühne verließ und zum mainfränkischen Puppentheater wechselte. Dem Puppenspiel widmete sich Agnes Kraus fortan einige Jahre.
Nach dem Krieg betrieb sie gemeinsam mit ihrer Schwester ein eigenes Puppentheater und trat mit selbstgebastelten Puppen zu Veranstaltungen und in Schulen auf. Parallel dazu setzte sie ihre schauspielerische Laufbahn am Brandenburger Theater in Brandenburg (Havel) fort.
Später war sie am Theater in Potsdam engagiert, wo sie als Darstellerin in Klassikern nur wenig Erfolg hatte.
Hier fiel sie Bertolt Brecht auf, der sie 1951 zum Berliner Ensemble holte. Über 20 Jahre gehörte sie dem Ensemble an. Bei einer Aufführung in Paris spielte sie die Hauptrolle.
Brecht selbst vergab an sie oft Arbeiterrollen. Agnes Kraus’ Lieblingsrolle war die der Witwe Queck aus Brechts fragmentarischem Stück Der Brotladen, in dem eine Geschichte aus dem Berliner Arbeiterleben der 1920er-Jahre erzählt wird.
Seit Mitte der 50er Jahre spielte sie am Berliner Ensemble u.a. in den vielbeachteten Brecht-Stücken „Der Messingkauf“ und „Der Brotladen“.
Foto: Archiv
Schließlich spielte sie 1963 in dem wichtigen Nachkriegsfilm "Karbid und Sauerampfer". Weitere wichtige DEFA-Rollen waren die Ehefrau eines gemaßregelten Brigadiers in Konrad Wolfs "Der geteilte Himmel" (1964).
Ihre große Popularität erlangte Agnes Kraus durch das Fernsehen. Unvergessen ihre Darstellung der „Witwe Klucke“ im Streifen „Florentiner 73“ (TV, 1971/72). In den folgenden Jahren war sie immer wieder in Komödien, Lustspielen und Schwänken in den unterschiedlichsten Rollen zu sehen.
Mitte der 80er Jahre zog sich Agnes Kraus wegen einer allergischen Erkrankung aus dem Berufsleben zurück. 1993/94 gastierte sie zum letzen Mal am Berliner Ensemble.
Agnes Kraus starb in aller Stille am 2. Mai 1995 in Berlin. Lange Jahre hatte sie mit ihrer Schwester in Kleinmachnow gelebt. Auf dem dortigen Friedhof fand diese großartige Schauspielerin auch ihre letzte Ruhestätte.