Abschied ist ein leises Wort
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14. August 2016 in Neustrelitz
Bildrechte: dpa
Der Schriftsteller Hermann Kant ist tot. Er starb am Sonntag in einem Krankenhaus in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern. Das bestätigte die Verlegerin Simone Barrientos vom Verlag Kulturmaschinen. Kant wurde 90 Jahre alt.
Kant war einer der bekanntesten und wichtigsten Autoren der DDR. Populär wurde er unter anderem mit seinen Romanen "Die Aula", "Das Impressum" und "Der Aufenthalt". Sie erzielten in der DDR eine Millionenauflage. "Die Aula" war an DDR-Schulen Pflichtlektüre. Wegen seines Sprachwitzes zählte der Roman auch im Westen teils zur Schullektüre. Er wurde in 15 Sprachen übersetzt.
In der Kulturpolitik der DDR spielte Kant eine wichtige Rolle. Er war lange Jahre Präsident des DDR-Schriftstellerverbandes und Mitglied im Zentralkomitee der SED und somit ein Erfüllungsgehilfe der Honecker-Führung. Mehrfach führte er staatliche Sanktionen gegen unliebsame Autoren wie Stefan Heym oder Klaus Schlesinger aus. Andererseits half er Erich Loest 1978, eine Nachauflage des Buches "Es geht seinen Gang" zu erreichen. Ende der 80er-Jahre unterstützte er vorsichtig den Versuch von Günter de Bruyn und Christoph Hein, die DDR-Zensur zu lockern. Sein eigenes Tun und Wirken beschrieb Kant einst so:
Schuft magst du ja wohl sein, aber schreiben kannst du ganz ordentlich!
Selbstauskunft Hermann Kant
Nach 1990 legte Kant seine Mitgliedschaft in der Akademie der Künste und im PEN-Club nieder. Seit Mitte der 90er-Jahre lebte er zurückgezogen auf dem Land. 2015 veröffentlichte der Schriftsteller im Verlag Kulturmaschinen sein letztes Buch, "Ein strenges Spiel". Erst in diesem Sommer feierte er seinen 90. Geburtstag. Da war er aber schon von Krankheit gezeichnet.