Abschied ist ein leises Wort
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†12. März 2008 in Berlin
( 101 Jahre )
1929 KPD-Mitglied;
1930–1933 Schauspieler in Berlin;
1933 Emigration nach Prag;
1939 Verhaftung; KZ Sachsenhausen;
1940 KZ Dachau;
Oktober 1944 KZ Neuengamme;
Überlebender der Bombardierung der Häftlingsschiffe in der Lübecker Bucht am 3.5.1945 ;
1946 Hamburger Kammerspiele;
1949 DDR;
1949–1955 Berliner Ensemble
© DEFA-Stiftung, Heinz Wenzel
Geschonneck war Sohn des Flickschusters und Nachtwächters Otto Geschonneck und seiner Ehefrau Gertrud.
1908 ĂĽbersiedelte die Familie nach Berlin in die AckerstraĂźe in der Rosenthaler Vorstadt. Geschonneck verdiente nach dem Schulabschluss seinen Lebensunterhalt als Gelegenheitsarbeiter, BĂĽrobote und Hausdiener. 1920 schloss sich Geschonneck der Arbeitersportbewegung Fichte an und wurde Leiter des Arbeiter-Athletenbundes.
1929 trat er der KPD bei und spielte in kommunistischen Laienspiel-, Agitprop- und Kabarettgruppen; außerdem nahm er Sprechunterricht und trat im „Roten Kabinett“ auf. 1931 hatte er in Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt? seine erste kleine Filmrolle, weiter trat er als Komparse bei Erwin Piscator an der „Jungen Volksbühne“ auf.
Seine Arbeiterfiguren sind es, die den Schauspieler ebenfalls zum Star werden lassen. Als Jupp König überzeugt er in SONNENSUCHER (1958) von Konrad Wolf. Hier spielt er einen unorthodoxen Kommunisten, der im Uranabbau bei der Wismut beschäftigt ist. Er ist lebenslustig und fröhlich, robust und kraftvoll, zugleich radikal und anarchistisch – eine der faszinierendsten Arbeiterfiguren der DEFA. Der Film wird nach monatelangem Hin und Her verboten, kommt erst 1972 in die Kinos.
Auch Jahre später als pensionierter Arbeiter in BANKETT FÜR ACHILLES (1975) überzeugt der Darsteller in einem der wenigen, wirklich bedeutenden Arbeiterporträts der DEFA. Unter der Regie von Roland Gräf spielt er Karl Achilles, 65 Jahre alt und dreißig Jahre im Chemie-Kombinat Bitterfeld tätig, der in die Rente entlassen wird. Kein Held wird da porträtiert, sondern eine empfindsame und vitale Person, die sich nicht einfach so aus dem Arbeitsleben verabschieden kann.
Fotograf: Klaus Goldmann
Fotograf: Heinz Wenzel
1993 holte ihn Heiner MĂĽller fĂĽr Duell Traktor Fatzer letztmals an das Berliner Ensemble zurĂĽck, 1995 stand er fĂĽr den Fernsehfilm Matulla und Busch ein letztes Mal vor der Kamera.
In einer Kritikerumfrage wurde Geschonneck 1992 zum besten Schauspieler der ehemaligen DDR gewählt. 1993 erhielt Geschonneck den deutschen Filmpreis für sein Gesamtschaffen. Am 28. Dezember 2004 wurde Geschonneck zum Ehrenmitglied der neu gegründeten Deutschen Filmakademie ernannt.
Geschonneck war seit 1929 Mitglied der KPD und wurde 1949 (?) Mitglied der SED. Ab 1967 war er Vizepräsident des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden, ab 1969 ordentliches Mitglied der Akademie der Künste der DDR. Geschonneck war bis 2007 Mitglied der PDS und nach deren Fusion mit der WASG bis zu seinem Tod in der neu konstituierten Partei Die Linke. Er bekannte sich auch nach dem Ende der DDR noch ausdrücklich zum Kommunismus, für den er sein Leben lang gekämpft hat.
Geschonneck lebte mit seiner vierten Frau Heike bis zu seinem Tode am Alexanderplatz in Berlin. Er hinterließ zwei Söhne, den deutschen Regisseur Matti Geschonneck sowie den Computer-Forensik-Spezialisten und Buchautor Alexander Geschonneck, und eine Tochter aus der Ehe mit der Schauspielerin Doris Weikow, die Journalistin Fina Geschonneck.
Erwin Geschonneck wurde am 3. Mai 2008 in Anwesenheit hunderter Anhänger und Wegbegleiter in nächster Nähe zu den Gräbern von Brecht, Weigel, Dessau, Eisler, Langhoff und Tabori auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt.