reden ĂŒber ihre Erfahrungen und ihr Leben in der DDR
Stand: 12. MĂ€rz 2020, 11:51 Uhr
In den 1950er- und 60er-Jahren holte der Radsportler Gustav-Adolf "TĂ€ve" Schur Pokale und Titel - doch zum Volkshelden machte ihn ein einziges Rennen: Das Weltmeisterschaftsrennen 1960 auf dem "Sachsenring". Auch nach dem Ende der DDR bĂŒĂte TĂ€ve Schur im Osten nichts von seinem Renommee ein.
Als TĂ€ve Schur noch tĂ€glich sechs Kilometer auf einem Rad Marke Eigenbau von Heyrothsberge nach Körbelitz radelte, um zu lernen, wie man FahrrĂ€der und MotorrĂ€der repariert, ahnte keiner, dass der junge Maschinenmechaniker eines Tages auf den Rennradsattel umsteigen wĂŒrde. Nach der Ausbildung arbeitete er in Magdeburg bei der Bauunion Magdeburg. In der hauseigenen Betriebssportgruppe, der BSG Aufbau Börde, wurde er 1951 gleich sensationell DDR-Meister im 100 Kilometer Mannschaftszeitfahren. Im gleichen Jahr gewann er auch sein erstes groĂes Rennen: "Rund um Berlin". Hermann Erdwig, Direktor der Bauunion Magdeburg, wurde prompt auf das neue Talent im Betrieb aufmerksam.

So kam TĂ€ve Schur nach Leipzig an die DHfK, die Deutsche Hochschule fĂŒr Körperkultur und Sport in Leipzig. Hier gab es beste Bedingungen zur Talentförderung: Material, Physiotherapeuten und Ărzte, einschlieĂlich wissenschaftlich gefĂŒhrtes Training.
So kam es, dass TÀve im Mai 1952 bei der Friedensfahrt in in Warschau im Mai 1952 an den Start ging. "Eine unsÀgliche Schinderei", wie er im nachhinein sagt.
Die Friedensfahrt holte Millionen Menschen an die Strecken und in den nĂ€chsten Jahren gewann TĂ€ve alles, was es fĂŒr einen ostdeutschen Radsportler zu gewinnen gab: 1955 und 1959 triumphierte er bei der "Internationalen Friedensfahrt", der Tour de France des Ostens; 1958 und 1959 wurde er Weltmeister.
Unsterblich machte ihn das Weltmeisterschaftsrennen 1960 auf dem "Sachsenring": Vor 200.000 begeisterten Zuschauern fuhr Schur als Favorit in einer Spitzengruppe mit seinem Freund Bernhard Eckstein und dem belgischen Sprinter Willy Vandenberghen. Als Eckstein antrat, hielt er sich uneigennĂŒtzig zurĂŒck und ĂŒberlieĂ seinem Freund den Titel.
Schur, stets ein loyaler DDR-BĂŒrger, der von 1958 bis 1990 gar fĂŒr die Fraktion der SED in der Volkskammer gesessen hatte, blieb auch nach dem Ende der DDR ein Volksheld im Osten - und auch mit weit ĂŒber 80 Jahren seinem Fahrrad treu.
Noch heute schwÀrmt Radsportidol "TÀve" Schur von den idealen Bedingungen beim Sportclub der DHfK. Aber auch die schönen MÀdchen aus dem Internat hat er nicht vergessen ...
Quelle: mdr Zeitreise