Viel Entscheidungsgewalt, aber ...Was haben unsere Politiker eigentlich gelernt?
Das Kabinett um Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steht beim Familienfoto bei der Klausurtagung des Bundeskabinetts auf Schloss Meseberg.
Bild: picture alliance/dpa | Julian Weber
Von: Nadja Aswad, Michael Bassewitz und Albert Link
10.11.2022 - 12:11 Uhr
Keine Ausbildung, kein abgeschlossenes Studium, aber über Nacht Ministerin in Niedersachsen und VW-Aufsichtsrätin.
Die wundersame Karriere der Grünen Julia Willie Hamburg (36) sorgt für Debatten. Denn sie wirft ein Schlaglicht auf die Frage, wie viel - oder besser: wenig - Arbeits- und Lebenserfahrungen unsere Volksvertreter gesammelt haben, ehe sie in wichtige Polit-Posten wechseln.
Fakt ist: Selbst im Bund haben einige Hauptakteure NULL Erfahrungen mit Arbeit in der freien Wirtschaft - und damit auch wenig Bezug zu den Alltagssorgen von Millionen Wählern.
Brauchen wir eine Jobpflicht als Voraussetzung für ein politisches Mandat?
"Wünschenswert wäre es, aber machbar ist es nicht", sagt Politikwissenschaftler Prof. Jürgen Falter (78) zu BILD. "Entscheidend ist, dass die Leute etwas von der Sache verstehen."
Prof. Andrea Römmele (55, Hertie School) widerspricht, sagt zu BILD: "Wer eine Ausbildung gemacht und vorher gearbeitet hat, kann natürlich mehr Erfahrung mit in die Politik einbringen und profitiert davon. Außerdem macht der Job Politiker unabhängiger, weil sie bei Bedarf zurückkehren können."
Die Berufe der Ampel-Politiker
Umweltministerin Steffi Lemke (54, Grüne) arbeitete u.a. als Briefzustellerin. Danach studierte sie Agrarwissenschaften in Berlin
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SPD-Parteichefin Saskia Esken (61) brach ihr Studium ab, arbeitete als Paketzustellerin und Kellnerin, später Ausbildung zur Informatikerin
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Verkehrsminister Volker Wissing (52, FDP) ist Jurist: erst Richter, dann Staatsanwalt, später Rechtsanwalt
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Justizminister Marco Buschmann (45, FDP) arbeitete als Anwalt in einer Kanzlei und selbstständig. Parteiarbeit macht er seit Schulzeiten
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Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) ging nach dem Studium direkt in die Politik: Sie arbeitete für eine Abgeordnete und engagiert sich seitdem bei den Grünen
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Arbeitsminister Hubertus Heil (50, SPD) arbeitete nach seinem Studium bei Abgeordneten, zog 1998 in den Bundestag ein
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SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert (33) hat sich in ein Studium eingeklagt, abgebrochen. Er hat im Callcenter gejobbt, in Abgeordneten-Büros gearbeitet
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Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (56, Grüne) ist Erzieher, studierte, war freier Journalist und im Jugendzentrum tätig
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Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (54, FDP) war nach dem Studium als Bankerin tätig, zudem in der Forschung
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Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) schrieb Kinderbücher. Seit 20 Jahren engagiert sich der promovierte Philosoph bei den Grünen
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Grünen-Co-Chefin Ricarda Lang (28) hat mehrere Semester Jura studiert und abgebrochen, ist seit zehn Jahren politisch aktiv. Keine Berufserfahrung bekannt
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Kanzler Olaf Scholz (64, SPD) begann seine Karriere als Anwalt für Arbeitsrecht, arbeitete später für den Verband der Konsumgenossenschaften
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Innenministerin Nancy Faeser(52, SPD) arbeitete viele Jahre als Anwältin, war SPD-Oppositionschefin in Hessen
Foto: Kay Nietfeld/dpa
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) ist Arzt (Humanmedizin) und Professor (Uni Köln, beurlaubt)
Foto: Carsten Koall/dpa
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