Mauerfall 09.11.1989 - und was dann?
Viele Ostdeutsche sehen kaum Fortschritte bei Meinungsfreiheit
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Dreißig Jahre nach dem Mauerfall ist fast die Hälfte der Ostdeutschen der Meinung, dass sie seit der Wende ihre Meinung nicht freier äußern könne. Das ergab eine Umfrage von Infratest dimap für MDR AKTUELL. Gleiches gilt für die demokratische Mitbestimmung. Bei der Frage nach persönlicher Freiheit und Selbstverwirklichung sehen dagegen drei Viertel der Befragten eine Verbesserung.
Fast die Hälfte aller Ostdeutschen fühlt sich 30 Jahre nach dem Mauerfall als Bürger zweiter Klasse. 42 Prozent stimmen der Aussage zu, 50 Prozent lehnten sie ab. Deutliche Unterschiede gibt es bei den Anhängern verschiedener Parteien.
Dass auch fast 30 Jahre nach der Wende kaum Ostdeutsche in Spitzenpositionen vertreten sind, sieht ungefähr die Hälfte der Befragten in fehlenden Beziehungen und Netzwerken begründet. 54 Prozent der Ostdeutschen und 43 Prozent der Westdeutschen gaben das als Grund an. Etwa jeder Fünfte in Ost und West (21 Prozent) führt das auf mangelnde Qualifikation zurück, der Rest nimmt mangelndes Interesse an oder hatte gar keine Erklärung.
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Trotz neuer Infrastruktur, sanierter Städte und einer höheren Grundzufriedenheit fühlen sich viele Ostdeutsche nicht genug gehört und ungenügend vertreten. Wie ist es bestellt um die Machtverhältnisse im Land?
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Die Treuhand wird in beiden Teilen Deutschlands eher negativ bewertet. 71 Prozent der Ostdeutschen glauben, die Treuhand habe die DDR-Betriebe zugunsten von Westunternehmen abgewickelt. Im Westen sind 44 Prozent dieser Ansicht. Zudem sagen 23 Prozent der Ostdeutschen und 39 Prozent der Westdeutschen, die Treuhand habe die marode Planwirtschaft mit in die Marktwirtschaft überführt.
Dennoch wünscht sich kaum jemand in Deutschland die DDR zurück. 88 Prozent der Ostdeutschen und 97 Prozent der Westdeutschen beantworteten diese Frage mit Nein. 35 Prozent der Westdeutschen gaben zudem an, in der DDR habe es in keinem einzigen Bereich Vorteile gegenüber dem heutigen Deutschland gegeben. Im Osten sehen neun Prozent die DDR komplett negativ. Und: 82 Prozent in Ost und West bewerten ihre aktuelle eigene wirtschaftliche Situation als gut.
Für die Studie hatte Infratest dimap in der letzten Oktoberwoche jeweils rund 500 Ost- und Westdeutsche per repräsentativer Zufallsauswahl in Telefoninterviews befragt. Die Schwankungsbreite liegt zwischen 1,4 und 3,1 Prozent.
Quellen: MDR - Umfrage | MDR - friedliche Revolution