Dienstag, 31. August 2021
Eine neue Variante des Coronavirus sorgt weltweit für Schlagzeilen: In Südafrika taucht eine Linie von Sars-CoV-2 auf, die alarmierend viele Mutationen in sich trägt, wie Forscher in einem noch nicht unabhängig geprüften Preprint schreiben. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach warnte auf Twitter bereits vor einer "potenziell sehr gefährlichen" Corona-Variante. Ob sie aber gefährlicher sei als die derzeit weltweit grassierende Delta-Variante sei noch unklar. Was weiß man also bisher über die Variante C.1.2? Hier eine Übersicht:
Nein. Bisher hat die Weltgesundheitsorganisation WHO die Variante C.1.2 nicht als besorgniserregende Variante (VOC) eingestuft, sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris laut der Nachrichtenagentur Reuters. Die WHO werde die Variante jedoch weiter beobachten. Als VOC wurden bisher nur die Varianten Alpha, Beta, Gamma und Delta eingestuft. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit, Virulenz oder Empfindlichkeit gegenüber der Immunantwort von Genesenen oder Geimpften spürbar von den herkömmlichen Virusvarianten.
Panorama 31.08.21
Was über C.1.2 bekannt ist Neue Corona-Variante hat hohes Mutationspotenzial
Im Mai 2021 wurde die Variante C.1.2 in Südafrika erstmals registriert. Im Juli wurden schließlich das südafrikanische Institut für Infektionskrankheiten (NICD) und die WHO auf die Linie aufmerksam gemacht. Mittlerweile wurde C.1.2 in allen Provinzen Südafrikas mit relativ geringer Häufigkeit nachgewiesen. Im Mai tauchte sie in 0,2 Prozent aller sequenzierter Genome auf, im Juni in 1,6 Prozent und im Juli in 2 Prozent. Laut dem Preprint aus Südafrika wurde sie zudem in Großbritannien, Portugal, der Schweiz, China, der Demokratischen Republik Kongo, Mauritius und Neuseeland nachgewiesen.
Wissen 30.08.21
C.1.2 gefährlicher als Delta? Stark mutierte Corona-Variante entdeckt
Laut der WHO gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass sich C.1.2 ausbreitet. "Sie scheint nicht vermehrt zu zirkulieren", sagte WHO-Sprecherin Harris. Auch Virologin Megan Steain von der Central Clinical School der University of Sydney betonte gegenüber dem "Guardian", dass die Variante durchaus auch wieder aussterben könnte. Sie verwies auf die Beta-Variante, die sich in einigen Regionen zeitweise durchaus stark verbreitet hätte, sich im Laufe der Zeit aber nicht habe durchsetzen können. "C.1.2 müsste ziemlich gut, ziemlich fit und ziemlich schnell sein, um Delta in dieser Phase zu übertreffen."
Die Linie weist zum einen Mutationen auf, die bereits in anderen Sars-CoV-2-Varianten von Interesse (VOI) oder besorgniserregenden Varianten (VOC) beobachtet wurden, zum anderen aber auch neue Mutationen. Laut den Forschern aus Südafrika ist C.1.2 gegenüber dem Vorläufer C.1 und auch im Vergleich zu anderen VOI und VOC "stark mutiert". Im Vergleich zur erstmals im chinesischen Wuhan entdeckten Ursprungsvariante besitze sie etwa 44 bis 59 zusätzliche Mutationen.
C.1.2 hat sich zudem offenbar besonders schnell verändert: Bisherige Schätzungen ergaben für andere Varianten eine durchschnittliche Rate von etwa 25 Mutationen pro Jahr - bei C.1.2 kamen die Forscher jedoch auf eine Rate von rund 42 Mutationen pro Jahr. Damit ist die Variante C.1.2 fast doppelt so schnell mutiert wie bisherige Varianten.
Ursache ist laut dem südafrikanischen Preprint vermutlich eine kurze Phase beschleunigter Evolution - dies sei zuvor auch bei den Varianten Alpha, Beta und Gamma beobachtet worden. Möglicherweise sei es während einer langanhaltenden Infektion in einem einzelnen Corona-Infizierten zu den zahlreichen Mutationen gekommen, so die Forscher.
Wissen 08.08.21
Von Alpha bis Zeta So unterscheiden sich die Corona-Mutanten
Einige der Mutationen von C.1.2 sind bereits in anderen VOI und VOC aufgetreten. So wurden etwa die Mutationen N440K und Y449H nachgewiesen, welche den Erreger vermutlich besser vor bestimmten Antikörpern der Immunabwehr schützen. Das NICD betonte jedoch, dass man zurückhaltend sei, was die Auswirkungen der Mutationen angehe. Man werde zunächst weitere Daten sammeln.
Die südafrikanischen Forscher fanden bei C.1.2 zudem Mutationen, die bei anderen Varianten mit einer besseren Bindungsfähigkeit an menschliche Zellen in Zusammenhang gebracht werden. Dies sei zwar Anlass zur Sorge, schreiben die Autoren. Ob die Kombination der Mutationen C.1.2 aber wirklich zu einem Vorteil bei Reproduktionsfähigkeit - etwa gegenüber der Delta-Variante - verhilft, müsse noch erforscht werden.
Unklar. Da die Verbreitung von C.1.2 bisher "sehr gering" sei, ließen sich noch keine Vorhersagen dazu treffen, ob die bestehenden Corona-Impfstoffe auch gegen diese Variante wirken, sagte NICD-Wissenschaftlerin Penny Moore. Sie sei jedoch "zuversichtlich, dass die in Südafrika verwendeten Vakzine uns weiterhin gegen schwere Erkrankungen und Tod schützen werden".
Virologin Steain betonte, dass mit Blick auf die Wirksamkeit von Impfstoffen gegen C.1.2 bisher nur "fundierte Vermutungen" möglich seien. Möglicherweise würden Seren von Geimpften oder Genesenen die Variante nicht so gut neutralisieren, wie es bei den Vorgängern-Varianten der Fall war. "Aber bis wir diese Experimente tatsächlich durchführen, ist das wirklich spekulativ", so Steain. Bisher sehe es so aus, als würden die Corona-Impfstoffe auch bei Varianten gut gegen schwere Erkrankungen, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle schützen. Es gebe keinen Grund zur Panik.
Quelle: ntv.de, kst