Testpflicht für Geboosterte? Amtsärztin widerspricht Lauterbach

Dienstag, 14. Dezember 2021

Wer dreimal geimpft ist, sollte sich nicht testen lassen müssen. Darüber will Bundesgesundheitsminister Lauterbach mit seinen Länder-Kollegen beraten. Nicht alle sind von der Idee überzeugt, die Chefin der deutschen Amtsärzte hält diesen Schritt auch wegen der Omikron-Variante für verfrüht.

Die deutschen Amtsärzte warnen vor einem übereilten Ende der Testpflicht für dreifach Geimpfte. "Es ist verfrüht, Menschen mit Booster-Impfung von der Testpflicht zu befreien", sagt die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD), Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Omikron-Variante sei auf dem Vormarsch, man wisse aber noch nicht genau, wie gut die Booster-Impfungen dagegenwirkten.

Panorama 14.12.21 01:02 min
Zuschauer fragen Experten Genesen, dann geimpft - macht Omikron Booster nötig?

"Solange wir nicht genügend Daten haben, um dies sicher sagen zu können, sollten wir keine voreiligen Schritte gehen" und "bewährte Instrumente wie die Schnelltests aus der Hand geben", sagte Teichert. Je breiter man teste, desto besser könne man Infektionen entdecken und Infektionsketten nachverfolgen.

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnt vor dem Schritt. Vor Weihnachten politische Geschenke zu machen, das werde im Januar abgestraft.

Virologe Martin Stürmer hält den Schritt für verfrüht. Selbst wenn es unmittelbar nach der Auffrischungsimpfung einen guten Schutz gegen die Virus-Weitergabe auch bei der neuen Corona-Variante Omikron gebe, sei die Datenlage noch zu unsicher, sagte Stürmer im ZDF.

Bereits Realität in fünf Bundesländern

In einigen Bundesländern sind dreifach Geimpfte von der Testpflicht bereits ausgenommen. Sie kann beispielsweise bei Veranstaltungen mit 2G-plus-Regeln gelten - Geimpfte und Genesene müssen dann auch einen negativen Corona-Test vorweisen. In Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Baden-Württemberg und im Saarland brauchen Geboosterte einen entsprechenden Nachweis nicht mehr. In Baden-Württemberg und in Thüringen etwa gilt dies auch für Menschen, deren zweite Impfung weniger als sechs Monate zurückliegt, und für Genesene, deren Covid-19-Erkrankung nicht länger als sechs Monate her ist.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte angekündigt, mit den Gesundheitsministern der Länder am heutigen Dienstag über eine Lockerung für dreifach Geimpfte zu beraten. Geimpfte mit Auffrischimpfungen noch zum Testen zu schicken, sei medizinisch nicht sinnvoll, sagte der SPD-Politiker der ARD.

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Der Präsident des Deutschen Landkreistags stellt sich hinter Lauterbach. "Es ist gut nachvollziehbar, für Geboosterte die Testpflicht entfallen zu lassen", sagt Landkreispräsident Reinhard Sager Zeitungen. Der Schutz sei mit der dritten Impfung deutlich wirksamer. Auch der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek hält ein Aufheben der Testpflicht für Geboosterte für vertretbar. Diese könne auch "ein zusätzlicher Impfanreiz sein", sagte Holetschek, der derzeit den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz innehat, am Montag im ZDF. Zudem würde eine solche Regelung die Testkapazitäten schonen.

Über eine allgemeine Impfpflicht sagte Holetschek: "Wir sind einfach an einem Punkt, wo wir die Diskussion führen müssen, damit wir endgültig aus dieser Pandemie rauskommen." Zu Beginn der Impfkampagne sei es aber die richtige Aussage gewesen, eine allgemeine Impfpflicht auszuschließen.


Quelle: ntv.de, ses/rts/dpa/AFP