Dramatische Corona-Lage an sächsischen Kliniken: Ein Insider packt aus! Wie schlimm ist die Lage auf sächsischen Intensivstationen? Offenbar sehr schlimm!

Von Torsten Hilscher

30.03.2021

Dresden - Alles halb so schlimm?

Sieht schlimme Corona-Entwicklung: MP Michael Kretschmer (45, CDU).
© DPA/Robert Michael

Wenn die Landesregierung am Dienstag eine neue Corona-Schutzverordnung vorstellt, finden sich Verschärfungen, aber auch Lockerungen. Schulen und Kitas selbst über der Inzidenz von 100 offen, lautet eine.

So richtig schmeckt das der Riege um Ministerpräsident Michael Kretschmer (45, CDU) nicht.

Sind die neuen Regeln noch zu lasch? Wie dramatisch die Entwicklung in sächsischen Krankenhäusern ist, schildert ein Insider-Bericht.

Es führe kein Weg an der Einhaltung der Corona-Notbremse vorbei, so Ministerpräsident Kretschmer. "Alles andere führt ins Verderben."

Wie recht Kretschmer haben könnte, schildert der dramatische Appell eines leitenden Krankenhausangestellten aus Mittelsachsen vom Wochenende.

Der Insider will anonym bleiben, Name und Arbeitsstelle sind TAG24 aber bekannt.

Hochkarätige Mediziner wie Professor Michael Albrecht (71) vom Uniklinikum Dresden beraten die Landesregierung und warnen bereits seit Wochen.
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Weniger Tote, aber längere Liegezeiten: Corona-Intensivstationen stehen erneut vor der Überfüllung.
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Kompletter Wortlaut des Insiders
Testen hilft. In den kommenden Wochen sind Tests vermehrt Bedingungen für mehr Freiheiten.
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"B.1.1.7 (britische Corona-Mutante, die Red.) ist hier bei uns jetzt in 95 Prozent aller positiven PCR-Tests präsent. Die britische Mutante wird in den nächsten Tagen und Wochen ihre volle Wucht entfalten können. Wir spüren den Zulauf in unsere ITS (Intensivstation, die Red.) seit zwei Wochen schleichend, jetzt schubweise. Andere Häuser, beispielsweise im Vogtland, sind uns schon weit voraus im Sammeln von Erfahrung. Deren Kapazitäten werden morgen oder Sonntag vollständig erschöpft sein, dann verlegen sie in umliegende Regionen.

Leider sind die Aussichten sehr düster. Ich war einem fundamentalen Denkfehler auferlegen, der da heißt: 'Wenn die Infizierten jünger sind, sterben sie weniger häufig, weil sie die Infektion besser durchmachen.' Das stimmt, allerdings nur zu einem kleinen Teil, die Gefahr lauert anderswo.

Das Durchschnittsalter unserer Covid-Patienten auf der ITS ist binnen zehn Tagen von 75 auf 63 Jahre gesunken, die Belegung steigt weiter an. Ja, die Jüngeren kommen besser durch die Krankheit, landen aber eben auch auf der ITS. Die älteren ITS-Patienten der zweiten Welle sind in 60 Prozent der Fälle verstorben, im Schnitt nach fünf Tagen Beatmung. Die Jüngeren der dritten Welle versterben nicht so häufig, die sind zäher. Sie liegen aber drei bis vier Wochen im Bett, bevor man sie von der Beatmung nehmen kann. Solange ist das Bett für Neuaufnahmen blockiert. Abklemmen kann man die Leute nicht, wenn sie erst mal dranhängen."

Der Insider schließt ab: "Das ist ein riesiges Problem. Es verstopfen die Intensivstationen. Bis zu einem gewissen Punkt sterben kaum welche der jüngeren Patienten, nämlich so lange nicht, wie Beatmungsplätze zur Verfügung stehen. Dann aber geht es ganz schnell, weil Betten nicht mehr so schnell frei werden wie in der zweiten Welle."


Quelle: tag24 vom 30.03.2021