Artikel von: N. ALTENDORF, A. BOCK, S. DAY, J. MELL, D. MÜLLER, I. PFANNKUCHE, L. ROSENFELDER, R. SCHULER UND H. STEGMÜLLER veröffentlicht am 29.05.2021 - 19:37 Uhr
Die Bundesregierung ist alarmiert! Gesundheitsminister Jens Spahn (41, CDU), derzeit in Südafrika, sagte über seinen Sprecher zu BILD, manipulierte Abrechnungen von Schnelltests seien "nicht akzeptabel".
Für jeden Schnelltest gibt es 12 Euro, dazu 6 Euro pro Testkit von der Kassenärztlichen Vereinigung. Diese rechnet mit dem Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) ab. Vom 1. April bis 15. Mai zahlte das BAS rund 659 Mio. Euro für Schnelltests. 275 Mio. für die Testkits, der Rest als Pauschalen für das Testen.
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Die Berliner Senatsverwaltung dazu: "Grundsätzlich führen die Betreiber die Teststellen in Eigenverantwortung. Wenn uns der Verdacht auf kriminelles Handeln bekannt werden sollte, informieren wir die zuständigen Behörden."
"Diese Testcentren sind kommerziell aufgebaut. Dabei geht es eigentlich um eine medizinische Tätigkeit. Arbeitsschutz, Hygiene und gutes Material werden teilweise stark vernachlässigt."
Die Hürden, um eine Teststation zu eröffnen, sind niedrig. In Berlin muss man nur eine Skizze der Teststelle einreichen und ein Online-Seminar absolvieren (20 Euro bei den Johannitern, dauert eine Stunde).
"Die einzige Kompetenz für eine Teststelle ist, draußen ein Schild aufhängen zu können", so der Berliner Amtsarzt Patrick Larscheid. "Dass dieses System zum Betrug einlädt, ist sicher nicht zu viel gesagt.
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Jens Spahns Sprecher kündigte an, man werde "stärkere Kontrollmechanismen prüfen". Zudem plane das Ministerium, "die Vergütungen abzusenken".
Und woran erkenne ich ein seriöses Testcenter? Laborärzte-Chef Bobrowski: "Ich empfehle, ein Center zu wählen, was durch einen Arzt oder Apotheker betrieben wird."