Mittwoch, 17. November 2021
Von Hedviga Nyarsik
Eine Forschergruppe der Universität Umea verglich für die Studie, die bislang nur als Preprint vorliegt und von unabhängigen Wissenschaftlern noch geprüft werden muss, Daten von mehr als 842.000 Geimpften mit denen ebenso vieler Ungeimpfter über einen Zeitraum von neun Monaten. Das Besondere an dieser Untersuchung ist, dass für jede geimpfte Person eine in Geschlecht, Alter und Wohnort passende, ungeimpfte Vergleichsperson gesucht wurde, wie auch das Wissenschaftsmagazin "Spektrum" schreibt. Normalerweise werden diese Faktoren erst im Nachhinein statistisch kontrolliert. Doch so konnten die schwedischen Wissenschaftler genau bestimmen, wann und wie stark der Impfschutz bei den untersuchten Gruppen nachlässt. Auch das verwendete Vakzin spielte eine Rolle.
Das Ergebnis: Innerhalb der ersten beiden Monate nach vollständiger Immunisierung wiesen alle Impfstoffe im Schnitt eine sehr gute Wirksamkeit von rund 90 Prozent auf. Allerdings hielt diese nicht lange an. Bereits nach sieben Monaten fiel der Schutz vor einer symptomatischen Infektion auf unter 23 Prozent - und ist damit so gut wie nicht gegeben. Wie schnell die Wirksamkeit absackte, hing jedoch stark von dem verimpften Vakzin ab. Hier gab es große Unterschiede:
Der
Noch schlechter sieht es bei
Nur das
Vor allem Biontech hatten frühere Studien eine deutlich höhere und längere Wirksamkeit gegen symptomatische Infektionen bescheinigt. "Daten aus der klinischen Prüfung zeigen, dass Antikörperspiegel etwa ab dem siebten, achten oder neunten Monat nach der Impfung beginnen, zu sinken", erklärt Impfstoffentwickler und Biontech-Chef Ugur Sahin erst vor kurzem der "Bild am Sonntag". Doch als das Vakzin entwickelt wurde, seien die Bedingungen noch andere gewesen, schreiben die schwedischen Forscher. Die Delta-Variante habe sich erst später durchgesetzt. Daher sind Langzeituntersuchungen erst jetzt möglich.
Etwas bessere Nachrichten gibt es für die Wirksamkeit der Impfstoffe in Hinblick auf schwere oder gar tödliche Verläufe. Der Schutz erwies sich hier auch über einen längeren Zeitraum als deutlich stabiler - zumindest für bestimmte Personengruppen. Aufgrund der geringen Fallzahlen unterschieden die Wissenschaftler der Uni Umea hier allerdings nicht zwischen den verschiedenen Impfstoffen, jedoch nach Alter und Geschlecht: Bei älteren Personen sackte die Wirksamkeit von anfangs rund 90 Prozent auf etwa 40 Prozent nach rund sechs Monaten ab. Bei Jüngeren blieb der Schutz vor einem schweren Verlauf auch nach einem halben Jahr mit rund 80 Prozent noch ausreichend hoch.
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"Die Befunde stützen die Gabe einer Booster-Dosis", resümiert das schwedische Forscher-Team. Zu einer Auffrischungsimpfung ermutigen derzeit auch Politiker und Virologen in Deutschland. Sollten die Ergebnisse der aktuellen Studie bestätigt werden, müsste der Zeitraum allerdings dringend überdacht werden. Gerade bei Astrazeneca-Geimpften könnte eine Wartezeit von einem halben Jahr demnach deutlich zu lang sein - vor allem für Ältere, die eh schon ein höheres Risiko haben, schwer zu erkranken. Aber auch bei dem Impfstoff von Biontech könnte die schnellere Gabe einer Booster-Spritze durchaus sinnvoll und ein wirkungsvolles Mittel im Kampf gegen die vierte Welle sein.
Quelle: ntv.de