Von Fabian Windrich
Im tiefsten Erzgebirge, in einem beliebten Wintersportgebiet - hinter Hecken und Büschen - liegt ein längst vergessenes Hotel. Seit 1998 steht dieses leer - verfällt seitdem von Jahr zu Jahr. Früher stiegen internationale Wintersportler, Trainer und der gesamte Kampfrichterstab in dem Sporthotel ab.
Auf dem mit Betonplatten versehenen Innenhof des Gebäudes wachsen Bäume aus dem Boden, die Fassade bröckelt und aus etlichen Fenstern flattern alte Gardinen im Wind.
Es scheint, als stünde die Zeit dort still. Über eine alte, mittlerweile morsche Holztür betritt man die ehemalige Rezeption des Hotels.
Bereits hier lässt sich erahnen, welchen Luxus das Hotel den Gästen damals geboten hat: Parkettboden, Kronleuchter und eine Bar stechen im Eingangsbereich des Hotels direkt ins Auge.
Einige Gänge weiter befindet sich das ehemalige hoteleigene Restaurant. Eine Großküche, unzählige Töpfe, eine unglaublich große Waage für Lebensmittel und dutzende Tische für die Hotelgäste sind zu sehen. Auf einem der Tische liegt eine vergilbte Speisekarte.
Die Gerichte und Preise weisen ebenfalls darauf hin, dass das Hotel einst zu den luxuriösesten gehörte: Eine Flasche Weißwein kostete laut der Karte etwa 30 DM.
Die oberen Etagen bestehen fast ausschließlich aus Hotelzimmern und Büroräumen. Von Einzel- und Doppelzimmern bis hin zu großen "Luxus-Suiten" ist alles dabei.
Doch gerade in den Zimmern ist der Verfall sichtbar: Die Wände sind teilweise von grünem Schimmel übersät, die Gardinen gammeln vor sich hin, der Putz bröckelt von den Wänden und legt das nackte Gemäuer frei. Hier steigt kein Gast mehr ab.
Die vereinzelten Büroräume sind mit alten Schreibmaschinen ausgestattet. Häufig liegen Akten, Rechnungen und weitere hotelinterne Dokumente - teilweise mit Namen und Adressen - auf dem Boden herum. Datenschutz wurde offenbar nicht unbedingt groß geschrieben.
Besonders interessant: In einigen Zimmern liegen alte Bilder herum, die das Hotel in seiner Blütezeit zeigen. Auf den Fotos sind Schulklassen, Ski-Gruppen und Familien zu sehen, die sich vor dem Hotel fotografiert haben lassen.
In der unteren Etage findet man einen Friseur, kleine Läden, eine Sauna und Lagerräume für Skier. Teilweise stehen in den Schränken alte Skier, welche man sich damals ausleihen konnte.
Weiterhin befindet sich im Keller die hoteleigene Schwimmhalle. Diese ist besonders beeindruckend: Das Becken ist riesig.
Die Halle diente zu DDR-Zeiten aber nicht nur als Schwimmbad für die Hotelgäste - hier fanden auch Schwimmunterricht für Schüler internationale Wettkämpfe statt.
Mittlerweile kaum mehr vorzustellen! Denn die Schwimmhalle ist eines der Räume, in denen am meisten Schimmel an den Wänden zu sehen ist.
Aber auch an nahezu allen anderen Stellen im Gebäude nagt der Zahn der Zeit. Überall breitet sich Schimmel aus, auf dem Boden wächst Moos und das Dach ist teilweise schon runtergekommen.
Rettung für das alte Gebäude ist offenbar nicht in Sicht: Medienberichten zufolge soll das Gebäude demnächst abgerissen werden. Was stattdessen an der Stelle entstehen soll, ist bislang unklar.
Quelle : tag24.de vom 10.04.2020
Sporthotel Atlantis (Revisit 2019)
Ganzer Bericht: scholzdigital.de