inflationaeres Geschwaetz von Islamophobie

Rüdiger Safranski sagt: "Ich befürchte, wir werden es bei der gegenwärtigen Blauäugigkeit nicht können"
Quelle: dpa/Patrick Seeger

Der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Rüdiger Safranski (73) sieht in einem "politischen Islam" eine Bedrohung. Es gehe nicht "um den einzelnen Muslim, der seinem Glauben folgt", sagte er dem "Spiegel". "Der politische Islam ist unserer Lebensform feindlich gesinnt." Wer ihn nicht bekämpfe, werde ihn "mit Recht fürchten müssen". Europa mache in dieser Hinsicht derzeit keine gute Figur.

Die "islamische Masseneinwanderung" werde die entscheidende Aufgabe der kommenden 10 oder 20 Jahre sein, so der Autor weiter. Angesichts von „riesigen Migrantenströmen“ müsse man sich fragen, ob sich die liberale Gesellschaft künftig aufrechterhalten lasse. "Und ich befürchte, wir werden es bei der gegenwärtigen Blauäugigkeit nicht können." Das "inflationäre Geschwätz von Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie" müsse aufhören, sagte Safranski: "Damit blockieren wir das Denken." Es gelte, Probleme realistisch zu betrachten und zu benennen.

"Je größer der Zustrom, umso geringer die Chance der Integration"

Es gebe keine "Pflicht zur Fremdenfreundlichkeit, sondern die Pflicht zur Hilfsbereitschaft und zur wechselseitigen Höflichkeit, vor allem aber die Pflicht, das Maß der Verträglichkeit zu bedenken", mahnte der Wissenschaftler. "Festzuhalten bleibt jedenfalls: je größer der Zustrom, umso geringer die Chance der Integration."

Safranski kritisierte eine "Denkfaulheit", die im "Milieu des politischen Kitsches" gedeihe. Als Beispiele nannte er den Ausspruch der Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt, die im November 2015 im Bezug auf den Flüchtlingszuzug gesagt hatte: "Wir kriegen jetzt plötzlich Menschen geschenkt." Zum Kitsch gehöre auch "die Vorstellung eines dauerhaften friedlichen Nebeneinanders der Kulturen. Das wird es wohl nie geben." Safranski nannte zudem den Satz "Wir müssen Fluchtursachen bekämpfen." Dies müsse man natürlich, "bloß, das ist eine Aufgabe von zwei, drei Generationen. Man macht sich gar nicht das gigantische Problem Afrika bewusst."


Ein Artikel aus welt.de