Artikel von: ALEXANDRA zu CASTELL-RÜDENHAUSEN und ROBIN MÜHLEBACH
veröffentlicht am 24.07.2020
Da musste ein Trio aber mal ordentlich Dampf ablassen! Drei schwäbische Oberbürgermeister aus drei verschiedenen Parteien ledern los: Boris Palmer (48, Grüne) aus Tübingen, Matthias Klopfer (52, SPD) aus Schorndorf und Richard Arnold (61, CDU) aus Schwäbisch Gmünd.
In Stuttgart seien noch in der Nacht 24 Verdächtige festgenommen worden, davon seien neun als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, heißt es in dem Brief. Und weiter: "Auf Videos und Fotos aus der Krawallnacht kann man erkennen, dass auch viele weitere Beteiligte an den Krawallen zu dieser Gruppe gehören könnten."
Aber auch für die anderen "Krawallbrüder" und deren "mangelnde Integration" wäre "die Wiedereinführung eines verpflichteten Dienstes an der Gesellschaft" richtig. Die Begegnungen zum Beispiel mit Polizei, Feuerwehr und Personal in den Verwaltungen in den Städten seien zunehmend geprägt von Provokation, mangelnder Kommunikationsfähigkeit, einem schwäbisch gesagt unverschämtem "Rotzbuben-Gehabe". Das dürfe man nicht länger hinnehmen.
Oberbürgermeister Richard Arnold, der selbst beim 17. Fernmelderegiment gedient und zusätzlich Zivildienst geleistet hat: "Wer keinen Wehrdienst leistet, sollte Dienst in unserer Gemeinschaft tun, sich mit Themen der Stadt auseinander setzen." Aufgaben gäbe es genug.
Schon vor Monaten hatte Arnold in Schwäbisch Gmünd ein Dutzend Flüchtlinge am Bahnhof beschäftigt. Dort halfen sie alten Menschen beim Koffer tragen. Für 1 Euro die Stunde. Das Projekt sorgte für großen Protest. Arnold: "Obwohl die Flüchtlinge diesen Job sehr gerne gemacht haben, mussten wir das Projekt beenden."
Und Matthias Klopfer meint: "In Schorndorf gibt es einen großen Bedarf in der Altenpflege und der Seniorenbetreuung. Aber auch bei der Grünflächenpflege gäbe es viel zu tun. Wir hatten schon positive Erfahrung mit Flüchtlingen, die in der Stadtverwaltung angefangen haben. Mehrere haben schon eine Ausbildung, zum Beispiel in der Kläranlage gemacht und so einen Beruf und die deutsche Sprache erlernt. Einer hat jetzt einen guten Job bei einer Fensterbau-Firma." Klopfer selbst leistete 20 Monate Zivildienst in einer Werkstatt für Behinderte, betreute Schwerstbehinderte.
Palmer leistete 15 Monate im Rettungsdienst des Fellbacher DRK: "Das hat mir geholfen, Leben und Tod zu begreifen. Das kann man nicht einfach so zwischen Schulbank und Hörsaal."
Die Behörde von Innenminister Thomas Strobl arbeitet bereits an einem Antwortschreiben an das OB-Trio.
Quelle: bild.de vom 24.07.2020