Autor Oliver Stock (WirtschaftsKurier)
Dienstag, 30.03.2021, 21:22
Erst waren es die Steuern, dann die Einfamilienhäuser, und nun sind es die Worte, die wir gebrauchen: Die Grünen betätigen sich als Verbotspartei. Es geht ihnen um Veränderung im Kopf. Und ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl liegt die Entscheidung bei jedem von uns, ob er da mitmacht oder nicht.
Passiert ist folgendes: Die grüne Kandidatin für das Bürgermeisteramt in Berlin, Bettina Jarasch, hat beim Landesparteitag erzählt, dass sie als Kind gern "Indianerhäuptling" geworden wäre. Daraufhin brach in ihrer Partei ein Sturm der Entrüstung los,
Jetzt ist es das eine, über "Indianer" zu fabulieren. Es hat durchaus etwas für sich, den Ausdruck zu hinterfragen und mit Alternativen darauf hinzuweisen, dass der Name eine nicht nur rühmliche koloniale Geschichte hat. Amerikanische Ureinwohner oder eben "Native Americans" entbehrt als volkskundlicher Begriff jeglicher Romantik und ist daher gar nicht so schlecht. Da aber kein Kind "Amerikanische Ureinwohner und Cowboys" spielt, sollten wir getrost bei "Indianer" bleiben und uns im Laufe des Erwachsenwerdens klar werden, was hinter dieser Bezeichnung steckt.
Es wäre unredlich, den Grünen als Partei diese Linie vorzuhalten. Aber wir müssen blind und taub sein, um nicht zu sehen und zu hören, dass es in der Partei immer wieder diese Bestrebungen gibt. Mit dem Anspruch auf mehr Gerechtigkeit Leistungsträger um ihr Vermögen zu bringen, unter dem Gebot des Klimaschutzes Familien ihre Art zu wohnen vorzuschreiben, und in der Debatte um Rassismus Denkverbote durchzusetzen sind Verhaltensweisen, die eine Gesellschaft die Freiheit, Toleranz und Demokratie liebt, niemals akzeptieren kann.
Quellen: wirtschaftskurier | focus vom 30.03.2021