Von Birgit Marschall
Korrespondentin im Berliner Parlamentsbüro
17. Juni 2022 um 17:40 Uhr
Bundeskanzler Olaf Scholz (rechts), der französische Präsident Emmanuel Macron (Mitte) und der italienische Ministerpräsident Mario Draghi (links) sind am Donnerstag (16.06.22) auf dem Weg in die ukrainische Hauptstadt Kiew gewesen.
Deutschland ist die größte Volkswirtschaft in Europa, die viertgrößte in der Welt - kein Wunder, dass aller Augen immer wieder hierher gerichtet sind, wenn es um die Finanzierung der Kriegsfolgen geht. Allein die Aufrechterhaltung des ukrainischen Staatswesens kostet den Westen monatlich fünf Milliarden Euro. Noch tragen die USA den Löwenanteil davon, aber wie lange noch? Die Hilfsbereitschaft der USA wird tendenziell nachlassen, je länger der Krieg dauert, schließlich ist er für sie weit entfernt.
Hinzu kommen milliardenschwere Waffenlieferungen in die Ukraine. Die teuren Waffensysteme kommen nicht zurück, sie werden auf dem Schlachtfeld zerschlissen. Und dieser Krieg kann noch Jahre dauern.
Verlöre die Ukraine diesen Krieg, ist überdies mit Millionen neuer ukrainischer Flüchtlinge in Westeuropa zu rechnen. Wenn sie keine Rückkehr-Perspektive mehr sehen und sich das Ziel-Land frei aussuchen können, werden sie nach Deutschland kommen - dorthin, wo sie die besten wirtschaftlichen und sozialen Voraussetzungen finden. Die Versorgung der Flüchtlinge würde neue Milliarden verschlingen.
Schafft es die Ukraine hingegen, als eigenständiges demokratisches Land zu bestehen, hat sie nach der Kiew-Reise des Bundeskanzlers und der Empfehlung von Kommissionschefin Ursula von der Leyen eine sehr viel klarere Perspektive, Mitglied der europäischen Staatenfamilie zu werden. Der tatsächliche EU-Beitritt dürfte zwar noch Jahre dauern.
Und dann sind da noch die russischen Gaslieferungen, die Kreml-Herrscher Putin nun drastisch reduziert hat. Es kann gut sein, dass er bald den Gashahn ganz zudreht. Das hätte fatale Folgen für die deutsche Wirtschaft. Alles in allem:
Quelle: RP-online