FOCUS-Briefing von Thomas Tuma Wie deutsche Beamte abkassieren - auf Steuerzahlerkosten

Thomas Tuma

Dienstag, 13.05.2025, 08:30

Lässt sich unser Rentensystem noch retten? Ein Vorschlag von Arbeitsministerin Bärbel Bas zeigte nun vor allem, wer sich längst vom Solidaritätsprinzip verabschiedet hat.

Kennen Sie den? "Warum freuen sich Beamte so sehr auf ihre Pension? Weil dann endlich niemand mehr merkt, dass sie nichts tun." Zugegeben: Beamtenwitze sind fast so spritzig-kecke Schenkelklopfer wie das Thema selbst. Aber seit dem Wochenende ist das hiesige Beamtentum zumindest wieder im Gespräch.

Bärbel Bas war als Arbeits- und Sozialministerin kaum vereidigt, da holte sie einen alten Vorschlag aus dem Ideenschrank ihrer SPD, um die ausgezehrte Rentenkasse zu reanimieren: Auch Selbstständige, Abgeordnete und eben Beamte könnten doch künftig einzahlen, um die Lasten besser zu verteilen, so ihr Plan.

Bei Selbstständigen bin ich zwar schon mal anderer Meinung: Wer nie was abgibt, weiß ja vorher, dass er später nichts zu erwarten hat. Bei den Politikern saßen die Selbsterhaltungs-Reflexe. CDU-Mann Christoph Ahlhaus wetterte stellvertretend für die ganze Union über Bas' "populistischen Unfug". Überrascht hat mich aber in vielerlei Hinsicht die dritte Gruppe.

Für Normalsterbliche kaum zu schaffen

1,8 Millionen Beamte gibt es in Deutschland. Die Zahl wuchs in den vergangenen Jahren ordentlich an. Dazu kommen 1,4 Millionen Pensionäre. Niemand von diesen 3,2 Millionen hat jemals in die Rentenkasse eingezahlt. Aber alle haben Anspruch auf Ruhegelder weit über der deutschen Durchschnittsrente. 3240 Euro beträgt die Pension aktuell im Schnitt. Bis zu 71,75 Prozent des letzten Bruttogehalts. Da kann man als Normalsterblicher schon mal feuchte Augen kriegen.

Insgesamt zahlten Bund, Länder und Kommunen, also wir alle, laut Statistischem Bundesamt 63,4 Milliarden Euro für Pensionen und Hinterbliebenen-Renten. Allein im Jahr 2023. Die Beiträge zur (privaten) Krankenversicherung sind bei Beamten zudem in der Regel niedriger, weil auch da der Staat viel übernimmt. Und natürlich zahlen sie keine Arbeitslosenversicherung. Für sie bedeutet Staatsdienst ja Unkündbarkeit, für uns Steuerzahler eher überbordende Bürokratie und steigende Lohnnebenkosten.

Staatsdiener oder Selbstbediener?

Rund 80 Prozent der Beamten verabschieden sich überdies vorzeitig in den Vorruhestand. Mitunter weit vorm 60. Geburtstag. Gründe für Dienstunfähigkeit gibt es genug. Ich will das gar nicht schmähen. Stellen Sie sich nur mal vor: Lehrer etwa müssen, teils jahrzehntelang, mit Kindern und Jugendlichen zurechtkommen. Auch nicht leicht. Aber im Ernst: Natürlich brauchen wir unabhängige Beamte, die es durchaus vielfältig und in großer Zahl gibt.

Aber: Kennen Sie das sog. Alimentationsprinzip? Es verpflichtet den Staat, seine Beamten (und deren Familien) ihr Leben lang angemessen zu versorgen. Egal wie hoch ihre Einsatzbereitschaft ist. Und natürlich sind das in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt alles Top-Performer. Ich möchte wirklich höflich bleiben: Das alles führt trotzdem zu gewissen Fehlallokationen von Steuergeldern - aber auch dazu, dass immer mehr Berufseinsteiger ein Beamtenleben für eine Art Vollpensions-Nirwana halten.

Laut einer Studie der Unternehmensberatung EY geben 26 Prozent der befragten Hochschulabsolventen an, dass sie am liebsten im öffentlichen Dienst arbeiten möchten. Ich finde, dieses Mindset merkt man der Bundesrepublik bedauerlicherweise bereits an.

Und auch wenn Experten sicher recht haben, dass mehr Geld von den Beamten das hiesige Rentensystem gar nicht retten könnte - wenigstens ein bisschen Solidarität würde schon helfen, dem Gesamtsystem wieder mehr Akzeptanz zu verschaffen, oder? Bislang wirken ausgerechnet unsere Staatsdiener eher wie Selbstbediener.


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