Wegen einer Frage an Baerbock ARD-Journalistin entschuldigt sich nach Grünen-Kritik

25.08.2021 - 20:43 Uhr

Dass sich Journalisten für ihre Fragen an Politiker entschuldigen, kommt selten vor. Jetzt ist genau das geschehen: Tina Hassel (57), ARD-Hauptstadtstudiochefin, bat nach heftiger Kritik vor allem der Grünen und ihrer Anhänger öffentlich um Verzeihung! Die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock mit ARD-Hauptstadtstudioleiterin Tina Hassel im "Sommerinterview"
Foto: KAY NIETFELD/AFP

Hassel wörtlich auf Twitter: "Ich bitte alle, die meine Frage beim Sommerinterview als unangemessen oder gar sexistisch aufgefasst haben, aufrichtig um Entschuldigung. @ABaerbock hat ihre Kinder selbst mehrfach thematisiert. Ich bin auch Mutter und bedauere deshalb sehr, dass dieser Eindruck entstanden ist."

Was war passiert?

Die Journalistin hatte sich im ARD-Sommerinterview für die grüne Kanzlerkandidatin folgende Schlussfrage überlegt: "Die kommende Regierung könnte die letzte sein, in der die Klimakatastrophe überhaupt noch abzumildern ist. Wie würden Sie das Ihren Kindern erklären, wenn durch die vermeidbaren Fehler ihrer Mutter vielleicht die Grünen die Chance verspielt hätten, diese entscheidenden Weichen in der Regierung mit zu stellen?"

Hassel spielte dabei auf auf die Plagiats-Affäre von Baerbock an - und darauf, dass die Grünen im Wahlkampf immer wieder die Verantwortung gegenüber künftigen Generationen thematisieren und behaupten, dass Kinder ihren Eltern später Vorwürfe machen würden, wenn sie jetzt nicht handeln.

"Sexistisch!", "grenzüberschreitend!", "unverschämt!"

Während Baerbock ruhig antwortete, folgte in den sozialen Netzwerken ein Sturm der Entrüstung! Vor allem Grüne und ihre Anhänger regten sich über die Fragestellung und Interviewführung von Hassel auf. "Sexistisch!", "grenzüberschreitend!" und "unverschämt!" sei die. Die Journalistin habe das Privatleben der Kandidatin ins Spiel gebracht. So eine Frage würde man einem Mann nicht stellen, hieß es. CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet sei am Schluss des Sommerinterviews nach Fußball gefragt worden. Ganz generell sei das Interview mit Baerbock viel zu hart gewesen, wurde moniert.

"Vielleicht können medial verwöhnte Grüne einfach nicht mit kritischem Journalismus umgehen"

Andere Zuschauer wiederum verteidigten Hassel: Das seien ganz normale Fragen! "Vielleicht können medial verwöhnte Grüne einfach nicht mit kritischem Journalismus umgehen", meinte ein Nutzer. Auch bei anderen Politikern - wie FDP-Chef Christian Lindner - sei schon Privates angesprochen worden. Außerdem thematisiere Baerbock ihre Kinder im Wahlkampf selber ständig.

Fest steht: Hauptstadtjournalistin Hassel entschuldigte sich jetzt. Für diesen Schritt wird sie von Grünen-Parteimitgliedern gelobt ("Das zeugt von Größe"), erntet aber auch viel Kritik: "Es ist eine Schande, dass man sich in Deutschland mittlerweile für anständigen Journalismus entschuldigen muss", meint zum Beispiel der Hamburger CDU-Politiker Christopher Nietzel.


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