Was Merz damit zu tun hatte: Wie sich Baerbock ihren neuen Top-Job sicherte

Nadja Aswad

19.03.2025 - 11:23 Uhr

Ein neuer Job, eine neue Stadt - Annalena Baerbock ist unterwegs in ein neues Leben.

Ab dem Herbst wird die scheidende Außenministerin (44, Grüne) Präsidentin der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Diese Stelle (befristet auf ein Jahr) ist vergleichbar mit der Bundestagspräsidentin. Baerbock wird darum bald ihr Bundestagsmandat niederlegen.

Annalena Baerbock (44, Grüne) bei den Vereinten Nationen: Noch ist sie Außenministerin, bald Präsidentin der UN-Vollversammlung
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Schon im Mai soll sie ihr Arbeitsprogramm für New York präsentieren. Im September geht es los. Eine Wohnung im "Big Apple" habe Baerbock bislang nicht, heißt es.

So kam es zum Schritt über den "großen Teich"

Dass Baerbock unbedingt Außenministerin bleiben wollte, egal unter welchem Kanzler, gilt als offenes Geheimnis.

Mit großem Enthusiasmus stürzte sie sich in den Wahlkampf, hielt dem Grünen-Kanzlerkandidaten Robert Habeck (55) den Rücken frei und bildete mit ihm ein Spitzenteam - ein letztes Mal. Mit engen Vertrauten soll sie schon vor der Wahl gesprochen haben: Was, wenn wir es nicht noch einmal schaffen? Was könnte dann meine Perspektive sein ...?

Da muss ihr Blick auf den Posten bei den Vereinten Nationen gefallen sein. Das Amt (rotiert jährlich) umfasst einerseits die Sitzungsleitung, man übt aber auch repräsentative Funktionen aus und empfängt z.B. internationale Gäste. Ein Sprungbrett für mehr? Gut möglich.

Als Präsidentin aller Länder darf Baerbock aber keine allzu politischen Ansagen machen, heißt: weniger Medienpräsenz, Sacharbeit abseits der Öffentlichkeit. Ständige Dienstreisen fallen ebenso weg, ihr Leben dürfte deutlich ruhiger werden.

Baerbock im Mai 2022 bei einer Rede zur Ernährungssicherheit
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Nach BILD-Informationen soll Baerbock direkt nach der Wahlklatsche für ihre Grünen auf Fast-Kanzler Friedrich Merz (69, CDU) zugegangen sein.

Eigentlich war seit dem vergangenen September Spitzen-Diplomatin Helga Schmid (64) für den Job vorgesehen. Sie war zuvor Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und ist Stellvertreterin des Präsidenten des Stiftungsrats der Münchener Sicherheitskonferenz.

Jetzt soll Schmid auch operative Aufgaben übernehmen, erfuhr BILD, etwa die Planung der kommenden Sicherheitskonferenz im Frühjahr 2026 - und weicht damit faktisch für Baerbock.

Zuletzt hatte Deutschland den UN-Posten im Kalten Krieg besetzt: Den Vorsitz der Generalversammlung hatte 1980 die Bundesrepublik und 1987 dann die DDR.

Fest steht: Baerbock hätte die neue Stelle nicht ohne die Zustimmung von Noch-Kanzler Olaf Scholz (66, SPD) bekommen. Aber auch nicht ohne grünes Licht von Merz.

Nun entsendet die Bundesrepublik Baerbock nach New York. Für die Vergütung ist Deutschland zuständig, von den Vereinten Nationen bekommt sie keinen Lohn. Baerbocks Bezüge sollen sich am Gehaltsrahmen des öffentlichen Dienstes orientieren, erfuhr BILD. Verbeamtet werde sie demnach nicht.

Innerhalb ihrer Familie soll Baerbock den Umzug schon länger besprochen haben.

Annalena Baerbock und Ehemann Daniel Holefleisch im November 2023. Ende vergangenen Jahres war ihre Trennung bekannt geworden
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Nach BILD-Informationen sollen ihre beiden Töchter (9 und 13) sie nach New York begleiten. Ehemann Daniel Holefleisch bleibt demnach im gemeinsamen Zuhause in Potsdam und will regelmäßig nach New York kommen. Er ist Partner bei einer Kommunikationsagentur mit 100 Büros in 40 Ländern, kann damit von vielen Orten aus arbeiten.

Die Politikerin und ihr Mann leben zwar noch zusammen, sind jedoch getrennt: Ende vergangenen Jahres wurde das Scheitern von Baerbocks Ehe bekannt.

Nach der Bundestagswahl hatte sie angekündigt, sich aus der ersten Reihe der Politik zurückzuziehen. Sie habe sich "aus persönlichen Gründen entschieden, erst einmal einen Schritt aus dem grellen Scheinwerferlicht zu machen" und sich "für kein führendes Amt in der Bundestagsfraktion zu bewerben", schrieb Baerbock den Grünen in einem Brief.

Immer wieder hatte sie von der Belastung für ihre Familie und ihre Mädchen berichtet, bis hin zum Stalking. Nun sollen die Töchter sich auf ein freieres Leben freuen, heißt es aus dem Umfeld der Familie.


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