21.12.2021, 09.17 Uhr
Der Vizechef der Europäischen Zentralbank Luis de Guindos geht davon aus, dass die Inflation im Euroraum länger andauern wird.
"Unsere Inflation ist hartnäckiger und nicht so vorübergehend, wie wir erwartet hatten", sagte er in einem Gespräch mit dem spanischen Sender "Cope".
Sie dürfte im kommenden Jahr bei über drei Prozent verharren und gegen Ende des Jahres unter das langfristige Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent fallen. Die Vorhersagen seien jedoch sehr unsicher, unter anderem wegen der Entwicklung der Pandemie.
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Die Äußerungen kamen nach Monaten, in denen Finanzexperten immer wieder betont hatten, die Inflation würde nicht so lange andauern: Ende November hatte Isabel Schnabel, EZB-Direktoriumsmitglied, im ZDF gesagt, sie erwarte, dass "im November der Höhepunkt der Inflationsentwicklung erreicht ist und dass die Inflation im kommenden Jahr wieder allmählich zurückgehen wird."
EZB-Chefin Christine Lagarde signalisierte Anfang Dezember in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, dass sie diese Einschätzung für Europa beibehalte. Im Gegensatz zu den britischen und US-Notenbanken will die EZB zunächst auch auf eine Zinswende verzichten.
Die US-Notenbank "Fed" hatte sich bereits vor Wochen von ihrer ursprünglichen Formulierung verabschiedet, dass die Inflation "vorübergehend" sei.
Die Gründe für die hohe Teuerungsrate sind vielfältig: Durch die Pandemie sind viele Lieferketten unterbrochen. Rohstoffe sind teuer, auch, weil Länder wie Russland geopolitische Konflikte über die Rohstoffversorgung austragen.
Im Dezember war die Konjunkturstimmung der Deutschen nach den Einschätzungen der Konsumforscher auf ein Acht-Monats-Tief gesunken. Daran ist laut Konsumforschern die Inflation schuld. "Hohe Inzidenzen durch die vierte Welle der Coronapandemie mit weiteren Beschränkungen sowie deutlich gestiegene Preise setzen dem Konsumklima mehr und mehr zu", sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl.
Quelle: spiegel.de vom 21.12.2021