Unfassbare Straf- und Migrationsakte 18 Jahre, Intensivtäter - und er darf bleiben und bleiben

Thomas Rosin

Noel Altendorf

Marco Zitzow

25.04.2024 - 11:58 Uhr

Hamburg - Er trägt eine protzige Uhr und Glitzer-Ringe, fühlt sich unantastbar. Damit ist es erst mal vorbei. Der junge Afghane sitzt im Knast. Er ist Intensivtäter, mit seinen 18 Jahren bereits Boss einer berüchtigten Hamburger Drogenbande. Abgeschoben wird er nicht - stattdessen wurde immer wieder seine Aufenthaltserlaubnis verlängert.

Amir N. (18) trägt Kette, Armband, fette Uhr und Ringe. Er kam als Flüchtling aus Afghanistan nach Deutschland, hat schon eine dicke Strafakte
Foto: privat

Jetzt beschäftigt das kriminelle Leben des jungen Mannes, der als zehnjähriger Flüchtling nach Deutschland kam, die Politik.

Er ist Boss einer berüchtigten Drogen-Bande

Amir N. (18) soll der Rädelsführer der Bande "315er" sein - benannt nach einem Parkhaus in Hamburg. Die "315er", so Ermittler, zwangen 14- bis 16-Jährige mit Schlägen und Morddrohungen zum Drogen-Dealen. Einsatzgebiet der Dealer-Sklaven: u. a. der feine Hamburger Jungfernstieg.

Kürzlich soll Banden-Boss Amir N. mit einer Schusswaffe hantiert haben. Daher rückten Spezialeinheiten an, um ihn aus seinem Kinderzimmer zu holen.

Eine Spezialeinheit rückte an, um den 18-jährigen Intensivtäter festzunehmen
Foto: Michael Arning

Ein Haftrichter schickte Amir N. in den Jugendknast. Bei Banden-Mitgliedern stellten die Fahnder Drogen, Waffen und Bargeld sicher.

Der Fraktionschef der Hamburger CDU, Dennis Thering (40), wollte mehr wissen über die Bande und den Haupttäter. Die Antworten des Senats zeigen das ganze Dilemma der deutschen Migrationspolitik.

Immer wieder wird seine Aufenthaltserlaubnis verlängert Seit zwei Jahren als Intensivtäter polizeibekannt

Polizisten überprüfen Jugendliche am Hamburger Jungfernstieg
Foto: Marco Zitzow

Der Senat räumt ein: "Er ist seit dem 17. Mai 2022 als Intensivtäter polizeilich ausgeschrieben. Der Beschuldigte wird zudem seit dem 31. Mai 2022 im Obachtverfahren geführt."

Dieses "Obachtverfahren" bedeutet: Die Hamburger Behörden wurden dazu verpflichtet, "die strafrechtlich auffälligsten Gewalttäter unter 21 Jahren in den Fokus der behördlichen Institutionen zu nehmen und unter eine kontinuierliche Beobachtung zu stellen."

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Amir N. wegen schwerem Raub, gefährlicher Körperverletzung, Nötigung, Bedrohung, Drogenhandel.

Demnächst steht die Entscheidung über die Zukunft des dauerkriminellen Amir N. an.

Innenministerin Nancy Faeser sagte kürzlich: "Wer sich nicht an die Regeln hält, muss gehen." Ministerkollege Cem Özdemir dazu: "Wer nach Deutschland kommt, um Schutz zu suchen und hier straffällig wird, kann keine Nachsicht erwarten. Der muss unser Land wieder verlassen."

Am Fall Amir N. kann die Politik zeigen, ob nach großen Worten auch Taten folgen.


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