Montag, 24.11.2025, 11:55
Sascha Adamek
Derzeit kommen immer mehr junge Ukrainer nach Deutschland. Viele sind kriegsmüde. Einer erzählt FOCUS online seine Geschichte.
Maksim und seine Frau Julia (Namen geändert) sind am Terminal, um Maksims Mutter zum Bus zu bringen. Sie wird einige Tage in die alte Heimat fahren. "Was sie durchgemacht hat, will keiner wissen. Sie hat die ganzen Jahre in Charkiw ausgeharrt, sich vor den Bomben der Russen versteckt."
Maksim und Julias Familie sprechen Russisch, so, wie viele Menschen aus der Ostukraine. Maksim kam einen Tag vor Kriegsbeginn nach Deutschland. Seither wagte er sich nicht mehr in die Heimat, denn der heute 32-jährige Mann würde zum Krieg eingezogen.
"Ich möchte meine vier Kinder aufwachsen sehen", sagt Maksim. Das Ehepaar hat Kinder zwischen vier und elf Jahren. "Deshalb gehe ich nicht kämpfen." Auch sein Bruder wolle nicht. Der ist 22 und gerade in Deutschland angekommen.
Der Bruder musste sich vor dem "TCR" verstecken - dem "Territorial Recruitment Center", den Rekrutierungskräften der ukrainischen Regierung. Diese führen durchs Land und fahndeten nach Deserteuren, behauptet Maksim. Jetzt ist er froh, dass der jüngere Bruder in Berlin sicher ist.
Aber was denkt er über die Forderung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), dass junge Männer in der Ukraine kämpfen sollten?
Merz tat das vor dem Hintergrund, dass sich die Zahl von Einreisen junger Ukrainer von Juni bis September mehr als verdoppelt hat, seit die Regierung des Landes Ausreisen für 18- bis 22-Jährige erlaubt hat.
"Er kann gut das sagen", kommentiert Maksim Merz' Forderung. "Aber wer will wirklich im Krieg sterben? Ich werde nicht kämpfen."
Maksim und Julia wollen nie wieder in die Ukraine zurück. Er war dort Reifenmonteur, aber "auf den Job habe ich keine Lust mehr", sagt er. Bislang lebt die sechsköpfige Familie vom Bürgergeld. Aber sie wissen, dass sich das ändert.
"Wenn sie das Bürgergeld stoppen, ist es auch ok", sagt Maksim und fügt hinzu: "Deutschland hat mehr für uns getan als die Ukraine." Er würde gern Dachdecker werden oder ein anderes Handwerk lernen.
In ein paar Tagen wird Maksims Mutter zurückkehren. Auch sie ist mittlerweile in Berlin gemeldet. Und sie wird den Kater dabeihaben, wenn alles glatt läuft. Sie wird dafür nicht mit einem "Flixbus" reisen, weil die keine Tiere erlaubten, sagt Maksim.
"Aber sie braucht noch die Papiere, dass der Kater einreisen darf", berichtet er. Auch das gehört zur Wahrheit: Bürgergeld zu erhalten, scheint für Ukrainer einfacher gewesen zu sein, als einen Kater einreisen zu lassen.