10. April 2020, 21:37 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa
Die USA haben einem Bericht des Spiegels zufolge ihre in Deutschland stationierten Atomwaffen modernisiert. Die geheime Operation fand bereits im Herbst 2019 statt, wie das Nachrichtenmagazin berichtet. Dabei soll die US-Luftwaffe die rund 20 Wasserstoffbomben vom Typ B61 vom Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz mit einer militärischen Transportmaschine für zwei Tage in die USA geflogen haben. Dort sei die Software des Waffensystems erneuert worden.
Die Bundesregierung hatten die USA laut dem Bericht erst kurz zuvor von der Operation in Kenntnis gesetzt. Anschließend habe sie Kräfte der Bundeswehr für den Fall von Problemen beim Transport der Waffen bereitgehalten. Das US-Verteidigungsministerium wollte Details über den Transport der Systeme über den Atlantik mit Verweis auf Sicherheitsgründe nicht kommentieren. Jede Bewegung des nuklearen Arsenals der USA finde unter höchsten Sicherheitsstandards statt, teilte das Pentagon lediglich mit.
Linke und Grüne setzen sich seit Jahren für den Abzug der Atombomben ein. So sagte der Verteidigungsexperte der Grünen, Tobias Lindner, die Waffen seien militärisch gesehen "mit Sicherheit kein sogenannter Game Changer", berichtete die Deutsche Welle Ende März. Ihre Stationierung in Deutschland sei ein "teurer, gefährlicher und antiquierter symbolischer Beitrag, um innerhalb der Nato mitreden zu können".
2010 hatte auch der Bundestag einen Abzug der Waffen aus Deutschland unterstützt. In einem gemeinsamen Antrag schrieben damals alle Fraktionen, sie begrüßten Absichten der Bundesregierung, sich "dafür einzusetzen, dass die in Deutschland verbliebenen Atomwaffen abgezogen werden". Die damalige schwarz-gelbe Regierung hatte den Abzug 2009 sogar in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart. Im Bundestagswahlkampf 2017 forderte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz ebenfalls einen Abzug der Waffen. Dazu gekommen ist es aber nie.
Der Deutschen Welle zufolge geben die USA für das Modernisierungsprogramm ihres nuklearen Arsenals, zu dem auch die Erneuerung der in Deutschland stationierten Waffen gehört, zehn Milliarden Dollar aus. Dabei soll geplant gewesen sein, die etwa 30 Jahre alten Bomben vom Typ B61-3 und B61-4 durch das neue Modell B61-12 zu ersetzen. Dieses sei im Gegensatz zu den älteren Bauarten lenkbarer und wesentlich zielgenauer. Die bislang in Büchel stationierten Bomben haben demnach eine Sprengkraft zwischen 50 und 170 Kilotonnen, was dem Vier- bis Dreizehnfachen der Sprengkraft der 1945 über Hiroshima abgeworfenen Bombe entspricht.
Quelle: ZEIT ONLINE, dpa