TUI absaufen lassen?

Empörung über Grünen Stadtrat aus Dresden hält an

Der Dresdner Grünen-Stadtrat Robert Schlick sorgte mit seiner Empfehlung, TUI und Co. einfach mal absaufen zu lassen, für Empörung.
Quelle: FOTOGRAFISCH Juliane Mostertz & Sven Claus
Die Ausschläge in den sozialen Netzwerken sind heftig: Der Dresdner Grünen-Stadtrat Robert Schlick sorgte mit seiner Empfehlung, TUI und Co. einfach mal absaufen zu lassen, für Empörung. Auch Rücktrittsforderungen werden laut.
Dresden

Auch am Tag danach sind die Wogen noch nicht geglättet. Hunderte Nutzer der sozialen Medien Twitter und Facebook diskutieren über das Politikverständnis der Grünen. Grund dafür: Der Dresdner Grünen-Stadtrat Robert Schlick hatte bei Twitter empfohlen, die Wirtschaft gegen die Wand fahren und TUI und Co. absaufen zu lassen.

Das Netz vergisst keine Einträge

Der Eintrag ist längst gelöscht, aber das Netz vergisst nicht. Die Wellen der Empörung schlagen hoch. Schlick betonte mehrfach, er habe nur seine persönliche Meinung kund getan und weder eine Fraktions- noch eine Parteimeinung. Der Eintrag sei ungünstig formuliert, räumte er ein. "Trotzdem darf man doch mal darüber diskutieren, ob es nicht bessere Lösungen als den Kapitalismus gibt."

GrünInnen reden sich um Kopf und Kragen

Er finde den Eintrag prima, erklärte der frühere FDP-Kreisvorsitzende Johannes Lohmeyer. "Die GrünInnen reden sich gerade über sämtliche Ebenen um Kopf und Kragen." CDU-Stadtrat Steffen Kaden erklärte kurz und knapp: "Hier werden die völlig falschen Signale gesendet, das geht so nicht."

Viel über politische Kommunikation gelernt

Grünen-Stadträtin Andrea Mühle wandte sich an Schlick mit den Worten: "Lieber Robert, ich glaube, Du hast mehr über politische Kommunikation gelernt als mindestens drei Viertel der hier Kommentierenden, die nur persönlich beleidigen. Lass uns weiter über ein anderes, gerechteres, soziales und ökologisches System nachdenken." Zahlreiche Reaktionen auf die Äußerung von Schlick sind der Kategorie "Beleidigung" zuzuordnen.

Dem Ruf des Stadtrats und (s)einer Partei geschadet

CDU-Stadtrat Mario Schmidt erklärte, politische Kommunikation könne man auch anders lernen. "Ohne dem Ruf des Stadtrats und (s)einer Partei zu schaden." Linke-Stadtrat Christopher Colditz forderte Schlick dagegen auf: "Lass Dich nicht unterkriegen! Ich finde es gut, dass Du selbstkritisch und offen damit umgehst!"

AfD: Schlick muss Mandat niederlegen

Silke Schöps, stellvertretende Vorsitzende der AfD-Stadtratsfraktion, erklärte: "Das ist eine Verhöhnung der unzähligen Bürger, die aktuell um ihre Existenz fürchten müssen." Schlick habe den bürgerlichen Konsens in Dresden verlassen und sei nicht mehr Teil der Zivilgesellschaft. Der Vorstand der AfD-Fraktion forderte Schlick auf, sein Mandat niederzulegen. "Wer versucht, aus der Notlage unserer Stadt und unseres Landes politisches Kapital zu schlagen, ist nicht würdig, die Dresdner im Stadtrat zu vertreten."

Die gleiche Diktion wie bei Pegida

Mehrere Internetnutzer wiesen darauf hin, dass Schlick mit dem Verb "absaufen" die Diktion von Pegida-Demonstranten verwende. Auf Pegida-Demonstrationen wurde mehrfach "Absaufen" in Bezug auf das Geschehen vor der nordafrikanischen Küste skandiert.

Thomas Baumann-Hartwig


dnn vom 14.04.2020