Artikel von: MOHAMMAD RABIE veröffentlicht am 08.11.2020
Es ist kurz vor Mitternacht in Paderborn-Sennelager. Polizeieinsatz in der Straße Am Heilandsfrieden. Ein Mann liegt am Boden, ein Polizist fesselt ihn.
Der Killer, der seit Donnerstag wegen Mordverdacht in U-Haft sitzt, ist Wahid A. (29). Das Opfer Nuha (20) war seine Frau.
Die beiden stammen aus Idlib, einer Rebellenhochburg im Norden Syriens, heirateten Ende 2014. Da war Nuha noch keine 15 Jahre alt - und kurz darauf schwanger.
Im Mai 2015 ließ Wahid A. seine Ehefrau in Idlib zurück, schlug sich als Flüchtling nach Deutschland durch. Nuha brachte Zwillinge zur Welt, durfte mit den Babys im Oktober 2015 im Rahmen des Familiennachzuges nach Deutschland.
2017 brachten Nuha mit 17 Jahren ein weiteres Mädchen zur Welt.
Djamal H., ein Verwandter des Täters, der in der Nähe wohnt, erzählt Bild am Sonntag die Hintergründe. Die Ehe sei vor wenigen Wochen zerbrochen. Djamal: "Wahid war überzeugt davon, dass seine Frau eine Affäre mit ihrem Vetter hatte. Er hat dann seine Kinder zu mir gebracht, damit sie die Streitereien nicht miterleben müssen."
Dann seien Verwandte der jungen Ehefrau, die in Belgien leben, nach Paderborn gekommen. Sie versuchten zu schlichten, Wahid A. davon zu überzeugen, dass es keine Affäre gab.
"Am Dienstag holte Wahid samt Ehefrau die Kinder bei mir ab. Er sagte mir, er habe ihr verziehen", sagte Djamal H. zu Bild am Sonntag. "Sie gingen dann runter."
Djamal H.: Wenige Minuten später klingelte Wahid bei mir. Er stand mit den Kindern und mit Blut beschmiert vor mir. Er sagte: "Sie hat gelogen und mich betrogen. Ich habe sie getötet und die Schande von meiner Ehre gewaschen".
Wahid A., der zuletzt als Lieferant gearbeitet hatte, rief nach dem Mord selbst die Polizei, führte sie zur Leiche im Auto.
Laut Obduktionsbericht ist Nuha verblutet. Der Täter hat ihr den Hals aufgeschlitzt, mehrfach auf Oberkörper und Kopf eingestochen.
Wahid A. schweigt jetzt.
Quelle: bild.de vom 08.11.2020