Von: UWE FREITAG
02.09.2022 - 20:10 Uhr
Seit Juni sucht Maik Biedermann (53), Geschäftsführer der AVD CNC Blechverarbeitung GmbH aus Elster (Landkreis Wittenberg), ein bezahlbares Strom-Angebot. Sein bisheriger Versorger gab ihm schriftlich, "dass wir Ihnen derzeit kein wirtschaftliches Angebot unterbreiten können".
Auch bei anderen soll der Strom mehr als 600.000 Euro pro Jahr kosten.
Foto: Maike Glöckner
"Über 500 Prozent mehr", schimpft Biedermann. Dabei hat er seinen Verbrauch durch moderne Maschinen um 17 Prozent gesenkt. Biedermann hat überlegt, selbst Strom zu erzeugen. Aber dafür müsste er 20.000 Quadratmeter mit Solarzellen bestücken. "Die Fläche habe ich nicht. Außerdem arbeiten wir Schichten, nicht nur wenn Sonne scheint."
Maik Biedermann will nun mit seiner 1996 gegründeten Firma weggehen. In ein Land mit günstigem Strom. Der Handelskammer Zürich schickte er gerade eine Anfrage. Außer der Schweiz kämen auch Luxemburg, Norwegen oder Ungarn infrage.
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Dass er in der Schweiz höhere Löhne zahlen müsste, stört den Unternehmer nicht. "Die werden hier auch steigen. Im Ausland zahle ich außerdem weniger Abgaben. Und der hohe Strompreis belastet die Firma viel mehr."
Biedermann schätzt, 70 Prozent seiner 35 Angestellten würden mitkommen. "Die Firma ist super", erklärt Produktdesigner Jens Lehmann (35), warum er dabeibleiben will. Industriemechaniker Justin Siebert (23) nennt "die Liebe zu meiner Arbeit" als Grund.
Schlosser Andreas Ganz (54), seit 20 Jahren dabei, fühlt sich in der Firma "sauwohl" und sagt: "Wenn man uns hier nicht mehr will, gehen wir eben."
Foto: Maike Glöckner