Softwarehersteller Unruhe bei SAP: Belegschaft fürchtet Stellenabbau

Christof Kerkmann

18.01.2024 - 15:55 Uhr

Bei SAP stehen viele Veränderungen an. In der Belegschaft des Softwareherstellers kursieren Befürchtungen über Einschnitte beim Personal. Bald könnte mehr Klarheit herrschen.

Der Softwarekonzern ist im Umbau.
Foto: Reuters

Düsseldorf. Organisatorische Veränderungen zu Jahresbeginn sind bei SAP üblich - erst jüngst hat das Management um Vorstandssprecher Christian Klein ein neues Ressort für das Cloud-Geschäft eingerichtet. Mitarbeiter des Softwareherstellers befürchten jedoch, dass die "Reorgs" einmal mehr mit Einschnitten beim Personal verbunden sind.

Topmanager sind nach Informationen des Handelsblatts aus Konzernkreisen aufgefordert, Einsparpotenzial in ihren Bereichen zu benennen. Die Planungen seien noch nicht formal abgeschlossen, der genaue Umfang sei daher offen, hieß es. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern weltweit knapp 3000 Positionen gestrichen, 2,5 Prozent der Belegschaft.

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SAP müsste die Aktionäre vermutlich über den Beschluss informieren. Ein denkbarer Zeitpunkt wäre am nächsten Mittwoch, wenn der Dax-Konzern ohnehin seine Geschäftszahlen veröffentlicht. Danach könnten die Gespräche mit den Mitbestimmungsgremien beginnen. In Deutschland sind Entlassungen wegen eines Rahmensozialplans, der dieses Jahr noch gilt, praktisch ausgeschlossen.

Der Konzern äußerte sich auf Anfrage nicht direkt zu den Stellenstreichungen. "Als führendes globales Technologieunternehmen bewertet SAP ständig aktuelle Marktentwicklungen und passt sich entsprechend an", hieß es in einer Stellungnahme. Damit stelle man sicher, "in nachhaltige Innovationen und Wachstum" zu investieren.

"Wir werden jeden Stein umdrehen"

Der Dax-Konzern hat den Aktionären eine Stärkung der Profitabilität versprochen. Nach Investitionen in die technische Infrastruktur und der Umstellung des Geschäftsmodells auf Cloud-Dienste sollen der bereinigte operative Gewinn und der Free Cashflow 2024 und 2025 wieder zweistellig wachsen.

Finanzvorstand Dominik Asam dringt daher auf Kostendisziplin. "Das ist eine Frage, die nicht nur den Vorstand angeht, sondern auch jeden einzelnen Mitarbeiter", sagte er dem Portal "Börse Online". SAP habe einiges erreicht, müsse aber mehr tun. "Wir werden kostenseitig jeden Stein umdrehen, um zu sehen, wo wir weitere Produktivitätspotenziale heben können."

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Auch Konzernchef Christian Klein erhöht den Druck auf die Belegschaft. Es sei nicht leicht, die Nummer eins zu sein, hieß es vor einigen Tagen in einer internen E-Mail, die dem Handelsblatt vorliegt. "Wir müssen - und werden - profitabler wachsen als unsere Konkurrenz. Nur so können wir investieren und uns den Platz an der Spitze sichern."

Das Unternehmen verpflichtet die Mitarbeiter wieder zu drei Tagen pro Woche Präsenz im Büro. Die Gehaltserhöhung wird nach einem Bericht der "Rhein-Neckar-Zeitung" künftig vollständig an Leistungskriterien gekoppelt. Zudem erhöht das neue Leistungsbewertungssystem "Winning Culture" den Druck auf die Mitarbeiter - die globale Einführung hat der Konzern gerade allerdings auf 2025 verschoben.

Einsparpotenzial bei der Bürokratie

Ein Stellenabbau wäre Teil einer größeren Neuausrichtung. Zum einen konsolidiert SAP die Einheiten, die in den einzelnen Geschäftsbereichen und Landesgesellschaften das Tagesgeschäft steuern. Die neue Organisation, in der mehrere Tausend Mitarbeiter tätig sein dürften, leitet Chief Operating Officer (COO) Sebastian Steinhäuser.

Mitarbeiter wie Manager beobachten, dass bei SAP - wie in vielen Konzernen - die interne Bürokratie zugenommen hat. Davon betroffen ist der Bereich "Operations", wie das Aufgabenfeld der COOs beim Softwarehersteller heißt: Die Stäbe seien immer größer geworden. Insider gehen davon aus, dass der Konzern hier erhebliches Einsparpotenzial sieht.

Zum anderen ist die Neuausrichtung des Softwareherstellers als Cloud Company auch drei Jahre nach der strategischen Neuausrichtung noch nicht abgeschlossen. Von der Entwicklung über den Vertrieb bis zum Kundenservice verändert sich das Geschäft - und das wirkt sich auf die Stellenprofile aus.

Trotz der Stellenstreichungen spricht einiges dafür, dass SAP in bestimmten Bereichen weiter Personal aufbaut. Anders sind die Wachstumsziele kaum zu erreichen: Im abgelaufenen Jahr hat der Konzern nach Einschätzung von Analysten 31,1 Milliarden Umsatz erwirtschaftet - für 2025 stellt das Management 37,5 Milliarden Euro in Aussicht.


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