Schock-Interview im deutschen TV: Islamist würde Frauen auspeitschen lassen

Timo Lokoschat

16.09.2024 - 21:59 Uhr

Eine Sache kann man dem TikTok-Salafisten Ibrahim El-Azzazi nicht vorwerfen: dass er seinen Extremismus verheimlicht. Als BILD-Reporter Paul Ronzheimer ihn im TV fragt, ob Frau und Mann gleichberechtigt sind, lautet seine Antwort nicht "Ja", nicht "Ja, aber", sondern: "NEIN". Frauen alleine wohnen lassen ohne Erlaubnis? Unvorstellbar im Weltbild des Salafisten.

BILD-Reporter Paul Ronzheimer im Gespräch mit dem Islamisten Ibrahim El-Azzazi, der Millionen junge Menschen via Social Media erreicht
Foto: SAT.1

Doch es wird noch radikaler: Paul Ronzheimer erzählt ihm von seiner Reportage bei den Taliban in Afghanistan. Berichtet von deren drakonischen Strafen. Von ausgepeitschten Frauen und gesteinigten Homosexuellen. Ob er das für gerechtfertigt halte, will Ronzheimer von El-Azzazi wissen. Die Antwort des deutschen Staatsbürgers könnte deutlicher kaum sein: "Alles, was im Koran steht, stehe ich dahinter." Menschenrechtsverbrechen? Für ihn sind das göttliche Befehle.

Lächelnd gegen Gleichberechtigung: der salafistische Influencer Ibrahim El-Azzazi
Foto: SAT.1

"Deutschland hat nicht das Monopol"

"Islamische Regeln" nennt er das, und die propagiert er auch für Deutschland, vor allem auf seinen Social-Media-Kanälen, über die er Millionen junge Menschen erreicht. "Deutschland hat nicht das Monopol, immer richtig und immer perfekt zu sein", sagt der Salafist, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird. "Das heißt, wenn eine andere Kultur etwas anders sieht, dann kann man nicht sagen okay, wir sind die Deutschen. Unsere Kultur ist richtig, unsere Sichtweise ist richtig."

Auf Ronzheimers Einwand, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung immer Vorrang habe, stellt El-Azazzi gelassen die Gegenfrage: "Ist es so, dass wir die deutsche Grundordnung als die beste der Welt sehen müssen?"

"Aus einer falsch verstandener Toleranz wird das alles hingenommen"

In der Sendung wird CDU-Politiker Jens Spahn (44) mit den Aussagen des Salafisten konfrontiert: "Das kann er gerne in Afghanistan so handhaben - in Deutschland jedenfalls nicht", so der Bundestagsabgeordnete. "Und ich finde, da müssen wir sehr viel klarer sein, als wir bisher sind."

Spahn warnt: "Ich habe manchmal das Gefühl, wir verlieren da jeden Tag so ein paar Quadratmillimeter an eine arabisch-muslimische-kulturelle Prägung, die all das wieder zurückdrängt, was wir an Emanzipation in der Gesellschaft haben. Und aus einer falsch verstandener Toleranz wird das alles hingenommen."

Ronzheimer-Reportage Der Hass-Prediger von TikTok

Quelle: SAT1 16.09.2024

Ein Regensburger Supermarkt wird zum Selbstbedienungsladen

Eindrücklich zeigt Ronzheimers Doku alltägliche Szenen in Deutschland, etwa die Situation eines Regensburger Supermarktes, dessen Besitzer Raphael Dirnberger bereits Tausende Anzeigen geschrieben hat, täglich vier bis fünf Mal bestohlen wird. "Daran werde ich mich nie gewöhnen", erklärt er im Gespräch.

Über 100.000 Euro hat Dirnberger bereits in Sicherheitspersonal und Überwachung investiert. "60 bis 70 Prozent" der Täter seien Migranten, schätzt er. Sagt aber gleichzeitig: "Ich habe viele ausländische Mitarbeiter, die mir zeigen, dass es zwei Seiten gibt. Ich könnte meine Läden nicht mehr ohne diese Leute betreiben."

Auch seine Kassiererin kennt das Problem "mit dem Hintergrund eben". Sie sagt: "Ich spreche es ungern aus, aber es ist leider so."

"Die Polizei macht zu viel Stress": BILD-Reporter Paul Ronzheimer im Gespräch mit tunesischen Asylbewerbern
Foto: SAT1

Laut Polizei sind die Täter hier vor allem tunesische Asylbewerber. Paul Ronzheimer spricht in der Nähe des Supermarktes direkt mit ihnen. "Warum macht die Polizei Probleme?!", drehen sie den Spieß um und nennen ihre Taten "Zapzarap" - ein verharmlosendes Wort für Diebstahl. Und schuld an ihrem Verhalten seien sowieso mangelnde Perspektiven und dass sie nicht arbeiten dürften.

Dass das keine Rechtfertigung für Kriminalität sein kann, zeigt das, was der BILD-Reporter danach auf einem Kreuzfahrtschiff erlebt, das als Flüchtlingsunterkunft dient. Paul Ronzheimer kommt ins Gespräch mit zwei jungen iranischen Männern, die vor dem Mullah-Regime nach Deutschland geflohen sind. An den Wänden ihrer Kabine kleben kleine Zettel mit deutschen Wörtern. Der Winter. Der Frühling. Der Sommer. Der Herbst. Mein. Dein. Unser. Ihr. Euer. Sie wollen so schnell wie möglich die Sprache lernen, sich integrieren, etwas zur Gesellschaft beitragen.

Schleuser-Experiment an der deutschen Grenze

Vor den Taliban nach Deutschland geflohen: Schülerin Nehan
Foto: SaT.1

In weiteren Kapiteln der Reportage besucht der BILD-Vize einen sozialen Brennpunkt in Hannover, der immer wieder durch Gewaltexzesse Schlagzeilen macht. Spricht mit Familie Kreuter in der Kleingartensiedlung, die sich fremd im eigenen Viertel führt. Mit dem syrischen Kiosk-Betreiber Amir, der sieben Tage die Woche arbeitet und sich über Faulenzer wundert. Und Paul Ronzheimer testet nachts in einem aufwendigen Schleuser-Experiment, wie löchrig die deutsche Grenze wirklich ist.

In einer der letzten Szenen kommt die afghanische Schülerin Nehan zu Wort. Die 16-Jährige ist vor wenigen Monaten vor den Taliban geflohen - jenen Islamisten also, die Frauen so brutal unterdrücken und die der TikTok-Salafist so leidenschaftlich verteidigt. In Deutschland darf sie zur Schule gehen und genießt das sichtlich. Nehan träumt davon, Ingenieurin zu werden. Auf Deutsch sagt sie strahlend: "Nichts ist unmöglich."


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