29.03.2023, 12.18 Uhr
Foto: Kay Nietfeld / dpa
Die öffentlichen Schulden in Deutschland waren Ende vergangenen Jahres so hoch wie nie. Wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Ergebnissen mitteilte, waren Bund, Länder und Gemeinden sowie die Sozialversicherung Ende 2022 mit rund 2,37 Billionen Euro verschuldet. Auch Extrahaushalte sind hier enthalten.
Die Schulden lagen damit zwei Prozent höher als am Jahresende 2021 und erreichten einen neuen Höchstwert, schreiben die Statistiker. Berücksichtigt werden in dieser Statistik nur Verbindlichkeiten gegenüber dem nichtöffentlichen Bereich, also etwa Banken sowie private Unternehmen im In- und Ausland.
Die Pro-Kopf-Verschuldung betrug zuletzt 28.155 Euro.
Experten sehen in den wachsenden Verbindlichkeiten angesichts der höheren Kreditkosten ein Problem. "Die Schuldenlast führt bei den gestiegenen Zinsen dazu, dass Zinszahlungen im jährlichen Haushalt einen immer größeren Anteil einnehmen werden und damit das Geld fehlt für sinnvolle Ausgaben oder Investitionen", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.
Die Schuldenquote in Deutschland sei zwar verglichen mit den meisten anderen Eurostaaten gering. "Wir können es uns also noch leisten", sagte Brzeski.
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Das geht vor allem auf den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zurück. Dieser wurde im Jahr 2020 eingerichtet, um den wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie entgegenzuwirken. Im vergangenen Jahr wurde er erweitert, um die Folgen der Energiekrise abzufedern. Beide Bereiche zusammen sind mit 82,7 Milliarden Euro verschuldet.
"Das neu gegründete Sondervermögen Bundeswehr wurde mit einer Kreditermächtigung in Höhe von 100 Milliarden Euro ausgestattet, die im Jahr 2022 jedoch noch nicht in Anspruch genommen wurde", erklärten die Statistiker.
Die Länder waren zum Jahresende 2022 um fünf Prozent geringer verschuldet. Sie stehen mit 606,8 Milliarden Euro in der Kreide. "Mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt konnten im Jahr 2022 alle Länder ihre Schulden gegenüber dem Jahresende 2021 verringern", berichtete das Amt.
In Sachsen-Anhalt stiegen die Schulden um 4,7 Prozent. "Wesentlicher Grund hierfür waren höhere Wertpapier-Emissionen zur Sicherung günstiger Zinskonditionen im Vorfeld erwarteter Zinserhöhungen am Kapitalmarkt."
Die stärksten Rückgänge verzeichneten Bremen (minus 37,8 Prozent), Sachsen (minus 12,2 Prozent) und Hessen (minus 9,0 Prozent).
Die Schulden der Gemeinden erhöhten sich zum Jahresende 2022 um 4,4 Prozent auf 140,1 Milliarden Euro. Den höchsten Anstieg wiesen die Gemeinden in Sachsen mit 20,8 Prozent auf, gefolgt von Bayern (plus 11,3 Prozent) und Baden-Württemberg (plus 8,9 Prozent). Die höchsten Rückgänge wurden für Thüringen (minus 8,7 Prozent) und für das Saarland (minus 5,6 Prozent) ermittelt.
Die Sozialversicherung wies einen Schuldenstand in Höhe von 36 Millionen Euro aus, was einem Rückgang um acht Millionen Euro entspricht.