03.06.2024 - 20:30 Uhr
Man hatte kurz die Hoffnung, dies würde etwas ändern in unserem Land. Die Politik würde sich einmal ehrlich machen. Einiges klang danach.
Zu viel aber eben nicht.
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Kanzler Olaf Scholz sagt, Extremisten von allen Seiten würden "uns als ihre härtesten Gegner haben".
Wirtschaftsminister Robert Habeck, der Wortgewaltige, über den Islamismus: "Es ist eine mörderische Ideologie, die nichts mit unserer Demokratie gemein hat."
FDP-Chef Christian Lindner: "Schluss mit falscher Toleranz."
Einer könnte - ja müsste - klar reden: der Bundespräsident. Tut Frank-Walter Steinmeier aber wieder nicht: "Ich habe große Sorge angesichts der Verrohung der politischen Auseinandersetzung und der wachsenden Gewaltbereitschaft in unserem Land. So darf es nicht weitergehen. Gewalt gefährdet, was unsere Demokratie stark gemacht hat."
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Und gerade, wenn man glaubt, diese Scheinhelligkeitswelle ebbe ab, kommt die SPD um die Ecke - und tut mal wieder so:
Verurteilte Schwerkriminelle und wohl auch Gefährder sollen auch dann in ihre Heimat abgeschoben werden, wenn Deutschland dorthin sonst nicht abschiebt ("kein sicherer Herkunftsstaat"). Den Vorschlag will die SPD bei der nächsten Konferenz der Innenminister einbringen.
Nur, was die SPD da macht, ist scheinheilig im Quadrat: Wenn das möglich ist - warum musste dann erst ein Polizist sterben? Warum nun ganz fix? Weil in sechs Tagen Europa-Wahl ist?
Die Wahrheit ist wohl: Die SPD wusste, als sie nun den Vorschlag präsentierte, dass der Täter seit zehn Jahren als ABGELEHNTER Asylbewerber in Deutschland lebt. Und: Experten wollen das seit Jahren. Der Dienstherr des nun getöteten Polizisten Rouven L., Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU), fordert das seit Jahren. Das Bundesinnenministerium bastelt seit Monaten dran. Das Auswärtige Amt blockierte. Der Kanzler setzte es nicht durch.
Aber jetzt soll es plötzlich flutschen ...
Denn ein Blick in die Liste des Bundeskriminalamtes, was als "schwere Kriminalität" gilt, reicht, um zu sehen, dass die SPD eine Nebelkerze wirft: Schwere Straftaten, das sind Vergewaltigung, Mord, Uran- oder Menschenhandel, Schiffs- oder Flugzeugentführungen - darunter geht da nichts. Kein Hassprediger, kein Seriendieb flöge damit aus unserem Land - zurück nach Afghanistan. Und wenn das bei nicht (!) verurteilten Gefährdern geht, dann muss das auch für andere gelten können, die nicht verurteilt sind. Warum also soll ein nicht verurteilter Gefährder abgeschoben werden können - ein Serien-Kleinkrimineller aber nicht?
Nein, die SPD (mit Ampel) macht, was sie immer macht und was auch die Merkel-Union immer gemacht hat in solchen Situationen: so tun als ob. Das Ganze wird dann gipfeln in einem Gipfel: weiße Salbe gegen alles.
Bloß nicht ans Thema Abschiebungen wirklich ran gehen. Bloß nicht diese neue Schnell-und-Einfach-Einbürgerung infrage stellen. Bloß nicht die heilige doppelte Staatsbürgerschaft wieder abschaffen. Bloß nicht an den Grenzen wieder Recht und Ordnung herstellen ...
Bloß nicht das deutsche Aufenthaltsrecht wieder in Kraft setzen: mit Rückschiebungen an unseren Grenzen und Einhaltung der Dublin- und Schengen-Regeln.