30.11.2023, 21.15 Uhr
Foto: Jan Woitas / dpa
Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) plant offenbar ab 2025 einen Stellenabbau und Einsparungen in Millionenhöhe. Ein Sprecher des öffentlich-rechtlichen ARD-Senders teilte laut der Nachrichtenagentur dpa mit, dass man nach gegenwärtigem Kenntnisstand unter den absehbaren Rahmenbedingungen ab 2025 Einsparungen in Höhe von mindestens 40 Millionen Euro pro Jahr erwarte.
Im Jahr 2022 kamen für den MDR aus dem Rundfunkbeitrag, den Haushalte und Firmen zahlen, gut 620 Millionen Euro zusammen. Das Sendegebiet erstreckt sich über Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Der MDR ist eine der mittelgroßen Rundfunkanstalten in der ARD-Gemeinschaft.
Derzeit wird die Höhe des Rundfunkbeitrags für die Beitragsperiode ab 2025 noch von einer unabhängigen Finanzkommission berechnet. Diese gibt dann eine Empfehlung an die Ministerpräsidenten ab, die Länder haben das letzte Wort und legen die Höhe in einem Staatsvertrag fest. Nach einem vorläufigen Entwurf der Kommission soll der Beitrag von monatlich 18,36 Euro auf 18,94 Euro steigen. Mehrere Ministerpräsidenten haben aber schon klargemacht, dass sie eine Erhöhung nicht mittragen werden.
Auch die ARD hat am Donnerstag Änderungen bekannt gegeben: Ab 2024 wird sie häufiger dasselbe Programm gleichzeitig in mehreren Radiowellen ausstrahlen. So möchten die Medienhäuser Geld einsparen, um es in digitale Angebote umzuschichten. Die ARD will dafür auch Doppelstrukturen bei sich ähnelnden Radio-Sendeformaten abbauen. Die öffentlich-rechtliche Gemeinschaft der Landesrundfunkanstalten präsentierte Details für mehr gemeinsames Abendprogramm bei Infowellen, Kultur- und Klassiksendern und mehr Kooperation im Bereich Hörspiel mit Fokussierung auf die Audiothek. Entlassungen soll es durch die Pläne nicht geben. Wie viel Geld durch die Umschichtungspläne für das Digitale zusammenkommen, ist noch nicht genau klar.
Bei Info-Radios, die ihren Schwerpunkt auf Nachrichten und aktueller Berichterstattung haben, soll Ende April 2024 die vertiefe Zusammenarbeit mit einem gemeinsamen Abendprogramm ab 20 Uhr beginnen. Die Sendungen werden zum größten Teil vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) produziert, an wechselnden Abenden auch vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Der Bayerische Rundfunk (BR) stellt zudem am Samstag ein aktuelles Gemeinschaftsprogramm bereit.
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Die ARD will somit Ressourcen im Programm sparen - aber nicht zur klassischen besten Sendezeit am Morgen. Trotz der Zusammenlegungen beim Programm wollen die ARD-Anstalten weiterhin ihre regionale Ausprägung betonen. Die ARD ist auch per Staatsvertrag durch die Bundesländer auf regionale Berichterstattung angelegt.
Die ARD kündigte schon länger an, dass es sowohl im Fernsehen bei den dritten Programmen als auch im Hörfunk mehr Gemeinschaftsprogramm geben soll. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter der Vorgabe, sparsam mit den Rundfunkbeiträgen umzugehen. Gleichzeitig befindet sich die gesamte Medienbranche in der Transformation hin zu mehr digitalen Angeboten im Netz mit Streaming-Portalen, Videoinhalten auf Webseiten oder Audiotheken. Das bedeutet auch Investitionen. Die Häuser gehen davon aus, dass künftig immer mehr Menschen TV und Hörfunk verstärkt zeitversetzt und im Digitalen konsumieren, statt Sendungen im laufenden Programm zu verfolgen. Auf die Häuser werden auch steigende Kosten durch Streaming-Abrufe zukommen. Dabei entstehen Verbreitungskosten.
Für den Bereich Fernsehen gab die ARD bekannt: In den Bereichen, wo das Regionale eine weniger wichtige Rolle spielt, soll künftig stärker zusammengearbeitet werden. Es ist aber kein Mantelprogramm vorgesehen. Man sei von dieser Idee abgekommen, sagte Clemens Bratzler, zuständig für die Gemeinsame Programmkonferenz, die sich federführend unter anderem um Kompetenzcenter und Dritte Programme kümmert. Vielmehr soll es eine Art Modular-System geben, bei dem sich die Häuser bedienen können.