Leipzig. Schwungvoll sitzt sie auf dem Fahrrad, ihr grüner Schal flattert im Wind. Und das soll wohl ein bisschen für frischen Wind im Stadtverkehr stehen, der ihr so wichtig ist. Katharina Krefft (Bündnis 90/Die Grünen) geht auch "Klingelputzen". Die Ärztin zieht durch die Häuser, um möglichst viele Menschen davon zu überzeugen, sie am 2. Februar zur ersten Oberbürgermeisterin Leipzigs zu wählen. "Ich bin Ihre Kandidatin", sagt Krefft (41) dabei lächelnd. Die Leute sind zwar überrascht, reagieren aber überwiegend positiv.
Geboren ist sie im bayerischen Bad Kissingen, in Leipzig hat sie Medizin studiert, seit nunmehr 20 Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Leipzig. Dazu gehören neben Ehemann Peter Hettlich, der von 2002 bis 2009 für die Grünen im Bundestag saß, auch fünf Kinder, zwischen 3 und 13 Jahre alt. Neben dem Job im Parkkrankenhaus kommt die Politik: Seit 15 Jahren sitzt sie für die Grünen im Stadtrat, leitet dort inzwischen gemeinsam mit Tobias Peters die Fraktion. Und hat dort erfahren, wie sie immer wieder betont, wie schwer sich die Verwaltung mit vielen Themen tut.
Ihre Botschaft ist daher eindeutig: "Ich bin eine mutige Oberbürgermeisterin, die sich traut, Veränderungen nachhaltig durchzusetzen und den Aufbruch in eine klimaverträgliche Zukunft einzuleiten." Sie möchte Verantwortung übernehmen, die Stadt im besten Sinne grüner machen. Dazu gehört für sie neben Parks, Grünflächen und grünen Fassaden in der gesamten Stadt die Energie- und Wärmewende, die ein konsequentes "Raus aus der Kohle" und 100 Prozent erneuerbare Energien bedingt. "Unsere Stadt soll sich bis 2023 von der Fernwärme aus dem Kohlekraftwerk Lippendorf unabhängig machen", sagt sie und erinnert daran, dass der Anstoß dazu von den Grünen im Stadtrat kam.
Und es war auch der Stadtrat, der der Verwaltungsspitze mehrere Szenarien für eine andere Mobilität in Leipzig abverlangte. Das dann beschlossene Nachhaltigkeitsszenario mündete in einem Nahverkehrsplan, der aus Sicht von Krefft viele Wünsche offen lässt. "Mit uns gewinnen das Zu-Fuß-Gehen, das Fahrradfahren und die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel an Attraktivität." Und sie lässt keinen Zweifel daran, dass beispielsweise ein durchgehendes Radwegenetz zu Lasten des Pkw-Individualverkehrs gehen wird. Ist sie autofeindlich? "Ich erledige die meisten Wege mit dem Fahrrad oder der Bahn. Wir besitzen aber ein Familienauto, um am Wochenende aufs Land fahren zu können", sagt sie.
Sowohl als Ärztin als auch Politikerin stehen für Krefft die Menschen und ihre Bedürfnisse im Zentrum. "Wir sollten uns Zeit für den Austausch mit den Bürgern nehmen."
...?eine wertschätzende Führungskultur etablieren. Führung und Wertschätzung fehlen in der Stadtverwaltung. Mit mir wird sich das spürbar und sofort ändern. Ich pflege einen respektvollen Umgang mit allen Menschen. Dazu gehört auch, eine andere Teilhabe zu organisieren, bei der sich alle Leipziger angesprochen fühlen. Ideen und Anregungen der Leipziger sollen einfließen, lange bevor Entscheidungen fallen. Dazu gehört für mich auch, sie zu fragen. Mein erstes größeres Projekt wird sein, ein Klimaschutzprogramm vorzulegen. Mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen möchte ich, dass Leipzig seinen Beitrag zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels liefert und unsere Stadt an die Folgen des Klimawandels rechtzeitig angepasst wird. Der Auftrag dazu kommt vom Stadtrat - auch von uns Grünen angestoßen. Der Klimanotstand muss nun mit konkreten Maßnahmen untersetzt werden. Die Stadt gehört den Menschen, nicht den Autos."