11. September 2021, 3:51 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AFP
Die USA und die Ukraine geben ihren Widerstand gegen die deutsch-russischen Gaspipeline Nord Stream 2 auch nach deren Fertigstellung nicht auf. Ein Sprecher der ukrainischen Regierung sagte, das Land werde sich weiter gegen die Inbetriebnahme der Pipeline wehren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj habe "immer betont, dass die Ukraine gegen dieses politische Projekt Russlands kämpfen werde", sagte Selenskyjs Sprecher Sergiy Nykyforow. Dies gelte "bis zur Fertigstellung und danach und auch nach Beginn der Gaslieferungen".
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Auch die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jalina Porter, sagte, die US-Regierung "lehnt diese Pipeline als russisches geopolitisches Projekt weiterhin ab". Sie bezeichnete die Gasleitung als ein schlechtes Geschäft für Europa.
Russland hingegen kündigte an, die Pipeline jetzt zügig in Betrieb nehmen zu wollen. "Wir haben alle ein Interesse daran, dass es so schnell wie möglich passiert", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow auf die Frage, wann die nötigen Genehmigungen für den Gasfluss vorliegen würden. Zugleich forderte die russische Regierung Kritiker des Projekts zur Aufgabe ihrer Position auf.
Die Bundesregierung wollte sich zum weiteren Ablauf nicht äußern. Was die nächsten Schritte seien, würden die Betreiber entscheiden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Zufrieden zeigte sich der Linke-Wirtschaftspolitiker Klaus Ernst. Die Fertigstellung der Pipeline sei "ein Erfolg für den deutschen Gaskunden, industriell wie privat".
Der russische Energiekonzern Gazprom hatte am Freitag den Abschluss des dreijährigen Bauprojekts verkündet. Die Betreiberfirma der Pipeline, die Nord Stream 2 AG, kündigte an, die Leitung noch in diesem Jahr in Betrieb nehmen zu wollen.
Die etwa 1.200 Kilometer lange, aus zwei Leitungen bestehende Pipeline soll künftig in weitaus größerem Umfang als bislang russisches Erdgas nach Deutschland bringen. Doch um den Bau, der im Mai 2018 begonnen hatte, gibt es seit Jahren Streit. Wegen des Widerstands der USA verzögerte sich die Verlegung der Röhren auf dem Grund der Ostsee. Ende 2019 verhängte die damalige Regierung von US-Präsident Donald Trump Sanktionen, um die Fertigstellung der Pipeline zu verhindern. Die Bauarbeiten wurden daraufhin ausgesetzt.
Erst im Juli dieses Jahres gab es zu dem Projekt eine Einigung mit den USA. Umstritten ist das deutsch-russische Projekt auch innerhalb Europas. Befürchtet wird, dass sie die Position traditioneller Gastransitländer wie der Ukraine schwächen könnte. Umweltschützer kritisieren die Pipeline aus klimapolitischen Gründen.
Quelle: ZEIT ONLINE, AFP