Von Ina Sembdner
Es scheint eine neue Eskalationsstufe seitens des westlichen Kriegsbündnisses zu sein: Am Donnerstag abend verlas der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic im nationalen Fernsehen den Bericht eines Piloten von einem Flug Belgrad-Moskau. Demnach sei ein Kampfjet vermutlich eines NATO-Landes unter dem Bauch eines Zivilflugzeugs der Air Serbia geflogen, um in den russischen Luftraum einzudringen. Vucic verkündete, offizielle Anfragen an Russland und die NATO über diesen Vorfall zu richten: "Wir werden sehen, wer so schlau ist, mit seinen Kampfjets die zivile Luftfahrt zu gefährden. Vielleicht war es ein Unfall, es wäre gut, das zu erfahren. Wir haben genaue Koordinaten, wo dieses Flugzeug aufgetaucht ist", sagte er. Der Vorfall spiegele den wachsenden Druck auf Serbien wegen seiner Haltung gegenüber Russland und dem Krieg in der Ukraine wider.
Zum genauen Hergang heißt es in dem Bericht des Piloten: "In der Nähe der russisch-lettischen Grenze warnten uns die russischen Fluglotsen vor einem unbekannten Militärflugzeug, das sich in der Nähe unseres Flugzeugs bewegte, und baten uns, es visuell zu identifizieren und ihnen die Daten zu übermitteln. Es handelte sich entweder um eine F-15 Phantom (sic!) oder einen Eurofighter von grauer Farbe. Offensichtlich befand sich ein NATO-Flugzeug im russischen Luftraum und flog nur einen Kilometer unter uns."
Bereits am Dienstag hatte es bei Air Serbia eine Reihe falscher Bombenalarme an Bord von Flügen zwischen Belgrad und Moskau sowie Belgrad und St. Petersburg gegeben. Wie TASS am Freitag weiter berichtete, seien die Nachrichten mit Drohungen aus der Ukraine und Polen gekommen.
Der in Belgrad wahrgenommene Druck auf Serbien hat sich auch am Donnerstag in der UN-Vollversammlung gezeigt. Vucic bestätigte in einem Gespräch mit dem Serbischen Rundfunk, dass sein Land angesichts der drohenden Sanktionen und des zunehmenden westlichen Drucks für die Aussetzung der Mitgliedschaft Russlands im UN-Menschenrechtsrat gestimmt hat. "Die Leute haben gefragt, warum wir nicht dagegen gestimmt oder uns der Stimme enthalten haben. Wenn wir uns jedoch der Stimme enthalten, werden sich andere Länder gegen uns stellen, und der Druck wird zunehmen", sagte er.
Quelle: jungewelt.de