Mutmaßlicher Sex-Täter droht, ins Ausland zu flüchten: Gericht lässt ihn trotzdem frei

Von Erik Töpfer

26.07.2023 19:04

Chemnitz - Außergewöhnliche Szenen Mittwochmittag im Chemnitzer Amtsgericht: Bassam T. (30) sitzt auf der Anklagebank, weil er über Jahre Frauen im Stadtgebiet sexuell belästigt haben soll. Noch bevor der Prozess startet, muss der Syrer den Mund aufmachen. Ermittler entnehmen drei Speichelproben - Beweisaufnahme für weitere Fälle. Verrückt: Eine solche Speichelprobe sorgte dafür, dass Bassam T. das Gericht auf freiem Fuß verließ.

Syrer Bassam T. (30) muss sich vorm Amtsgericht Chemnitz wegen einer Reihe von Sexual-Delikten verantworten.
© Harry Härtel/Haertelpress

Der Syrer soll in den vergangenen drei Jahren mehrere Frauen in Chemnitz sexuell belästigt, genötigt und geschlagen haben. Eine davon ist Katja H. (18, Name geändert). Die damals 15-Jährige hatte Freunde zu Hause auf dem Kaßberg zu Besuch. Als gute Gastgeberin brachte sie sie zum Bus. Auf dem Weg zurück - sie hatte die Haustür fast erreicht - griff sie plötzlich ein Schwarzhaariger von hinten an.

Ein Abstrich ließ die Verhandlung platzen.
© picture alliance/dpa

"Er versuchte, mich auszuziehen", schildert H. dem Gericht. Die Tat liegt drei Jahre zurück, damals war es dunkel und spät. Den Angeklagten kann sie nicht eindeutig identifizieren. "Ich weiß nur, dass er eine blaue Corona-Maske trug!"

Die Maske wurde damals auch neben einem Langarm-Shirt am Hinterhof-Tatort gefunden.

Und die DNA-Spuren in den Beweisstücken decken sich laut LKA mit einer Speichelprobe, die von Bassam nur Tage später genommen wurde.

Speichelproben müssen abgeglichen werden

Zu dieser Haltestelle brachte Katja H. ihre Freunde - bevor sie attackiert wurde.
© Kristin Schmidt

Doch diese wurde plötzlich nicht mehr als Beweis anerkannt.

Denn die Einwilligung, die ihm zur Entnahme schriftlich vorgelegt wurde, war zwar auf Arabisch und Deutsch. Aber Bassam könne seinem Verteidiger zufolge weder lesen noch schreiben. Und an die Unterschrift darunter will sich der Syrer nicht erinnern können.

Nun muss die Speichelprobe von damals erst mit den Proben vom Mittwoch abgeglichen werden, bevor der Syrer verurteilt werden kann.

Nächster Termin: in drei Wochen. Bis dahin ist der mutmaßliche Sexualstraftäter auf freiem Fuß - und das, obwohl er bereits ankündigte, nach Russland fliehen zu wollen.


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