"Müssen aufpassen, dass Deutschland am Ende nicht plötzlich selbst im Krieg ist"

Stand: 28.04.2022 | Lesedauer: 28 Minuten

Von

Florian Sädler,

Sandra Will,

Frank Stocker

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gibt sich in Sachen Waffenlieferungen "weniger euphorisch als Grüne und FDP". Zudem sorgt er sich um die wirtschaftlichen Folgen des Krieges. Und: Der Ex-Vizechef der Gazprombank ist aus Russland geflohen, um für die Ukraine zu kämpfen. Mehr im Liveticker. Gegen Polen und Bulgarien verhängt der russische Präsident Wladimir Putin einen Stopp von Gaslieferungen aus seinem Land. Gegen Deutschland scheint es im Moment noch keine derartigen Pläne zu geben, berichtet Christoph Wanner aus Moskau.
Quelle: WELT

CSU-Chef Markus Söder befürwortet Waffenlieferungen an die Ukraine, warnt aber davor, dass Deutschland sich in den von Russland begonnenen Angriffskrieg hineinziehen lässt. "Ich bin da weniger euphorisch als Grüne und FDP. Natürlich helfen wir. Aber wir müssen aufpassen, dass Deutschland am Ende nicht plötzlich selbst im Krieg ist. Andererseits müssen wir als freier Westen die Aggression stoppen", sagte der bayerische Ministerpräsident in einem Interview mit den "Nürnberger Nachrichten". "Ich mache mir große Sorgen, wie der Konflikt weitergeht." Deutschland dürfe sich nicht in den Krieg "hineinzerren lassen".

Weiter sagte er: Man müsse die Sorgen der Menschen hierzulande vor wirtschaftlichen Schäden ernst nehmen. Es wachse die Angst davor, "was der Konflikt langfristig für uns selbst bedeutet. Da geht es um die wirtschaftlichen Folgen. Viele fürchten den sozialen Abstieg. Darüber reden wir viel zu wenig". Sprit-, Energie- und Lebensmittelpreise seien für viele Familien mit mittlerem Einkommen eine echte Belastung.

Während er die frühere Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den ehemaligen Außenminister und heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier wegen ihrer Russland-Politik der vergangenen Jahre in Schutz nahm, kritisierte Söder den früheren Kanzler Gerhard Schröder (SPD) stark. Merkel und Steinmeier hätten versucht, "Frieden zu halten und mit Russland im Gespräch zu bleiben". Anders sei es bei Schröder: "Ein uneinsichtiger alter Mann, dem die eigenen Zahlungen wichtiger sind als die Ehre des Amtes, das er ausübte - das ist schädlich für Deutschland. Und daher sollte sich die SPD von ihm trennen."


Quelle: welt.de