Monster-InflationSprecht über Preise, bevor ihr über Posten redetBILD fordert den Not-Preis-Gipfel
Artikel von: H.-J. VEHLEWALD UND G. ALTROGGE veröffentlicht am 09.10.2021 - 16:04 Uhr
Auf uns Deutsche rollt eine Teuerungs-Lawine zu. Alles wird teurer: Heizung, Strom, Lebensmittel!
Planen schon neue Posten im Kabinett: FDP-Chef Christian Lindner (r.) will nach BILD-Informationen vier Minister im Ampel-Kabinett. Die Grünen-Chefs Robert Habeck (l.) und Annalena Baerbock sogar fünf
Foto: Michael Kappeler/dpa
Schon jetzt liegt die Inflation bei 4,1 Prozent - Rekordstand seit 1993! Hinzu kommen Lieferengpässe in der Industrie, die das Wachstum abwürgen. "Ein toxisches Gebräu", warnen Experten.
Es droht: der teuerste Winter seit Jahrzehnten!
UND WAS TUT DIE POLITIK?
Weder Kanzlerin Angela Merkel (CDU) noch Finanzminister Olaf Scholz (SPD) äußern sich zu den Rekord-Preisen.
SIE fühlt sich nicht mehr zuständig fürs Regieren.
ER verhandelt bei den Ampel-Sondierungen mit Grünen und FDP lieber schon über die Verteilung der neuen Ministerposten.
Dabei treibt Millionen Menschen eine andere Frage um: WIE SOLLEN WIR UNS DIESEN WINTER NOCH LEISTEN?
BILD fordert deshalb: einen NOT-PREIS-GIPFEL zum Schutz der Bürger! SOFORT!
Merkel und Scholz sollten Klartext sprechen
Statt - wie geplant - am Dienstag zur Weltbank nach Washington zu fliegen, sollte SPD-Kanzlerkandidat Scholz ("Respekt vor Deiner Zukunft") mit Merkel beim Preis-Gipfel klären, wie sie die Inflation stoppen und die Bürger vor der Preislawine schützen können.
DENN:
HEIZEN wird teuer wie lange nicht: Der Ölpreis kletterte auf ein 7-Jahres-Hoch. Verbraucher zahlen schon jetzt 50 Prozent mehr als im Januar. Der von Russland in die Höhe getriebene GASPREIS hat sich an den Märkten seit März vervielfacht (+?700 Prozent). Versorger erhöhen die Tarife massiv: Mehrbelastung je Durchschnittshaushalt: 179 Euro/Jahr - im schlimmsten Fall drohen 650 Euro mehr pro Jahr.
An der Tankstelle liegen die Spritkosten auf Rekordstand seit acht Jahren. Der Liter Superbenzin liegt bei über 1,70 Euro, Diesel bei 1,54 Euro. Mehrbelastung je Haushalt: +?26,5 Prozent gegenüber 2020!
Das fordert BILD: Kanzlerin Angela Merkel (67, CDU) und ihr SPD-Finanzminister Olaf Scholz (63) sollen besprechen, wie sie Verbraucher vor höheren Preisen schützen -für Heizen, Auto, Lebensmittel, Waschpulver
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Strom war in Deutschland noch nie so teuer! Für Grundlast-Strom zahlen Versorger 150 Prozent mehr als 2020. Mehrbelastung je Haushalt durch Tarifanhebungen: 69 Euro/Jahr.
Lebensmittel wie Nudeln oder Säfte aber auch Waschmittel und andere Produkte werden wegen gestiegener Produktions- und Transportkosten teils erheblich teurer: Der Preis für Buitoni-Nudeln steigt laut "Lebensmittelzeitung" um bis zu 25 Prozent, Granini-Säfte: + 6 Prozent, Pizza (Dr. Oetker): + 8,9 Prozent. Der Henkel-Konzern (u.a. Persil, Somat, Schwarzkopf) kündigte Preissteigerungen von bis zu 12,5 Prozent an.
Dramatisch: Durch die steigenden Gaspreise droht nun auch eine Dieselkrise - für Pkw und Lastwagen! Denn die Industrie (u.a. BASF) drosselt wegen der Energiekosten die Produktion von Ammoniak - Hauptbestandteil von AdBlue, dem Harnstoff, der Dieselabgase reinigt.
OHNE AdBlue können Dieselfahrzeuge nicht laufen. Privatautos bleiben liegen, Lkw können keine Waren ausliefern. Die Lieferkette für Handel und Produktion käme ins Stottern!
Um den drohenden Preis- und Produktions-GAU zu verhindern, müsste die Regierung JETZT handeln!
Vorschläge dafür gab es VOR der Bundestagswahl reichlich:
FDP-Chef Christian Lindner will Energiesteuern senken, die Kfz-Steuer "schrittweise streichen".
CSU-Chef Markus Söder fordert von der Europäischen Zentralbank eine "rote Ampel gegen die Geldentwertung" und eine "Senkung der Stromsteuer".
Claudia Kemfert vom Institut für Wirtschaftsforschung zu BILD: "Verbraucher müssen geschützt werden vor Preissprüngen bei Öl und Gas." Einnahmen aus der steigenden CO2-Bepreisung sollten daher "vollständig rückerstattet werden" durch Rückzahlung an die Bürger.
An Ideen mangelt es also nicht. Nun liegt es an der scheidenden Kanzlerin und ihrem (möglichen) Nachfolger, die Wähler und Verbraucher vor der Preislawine zu schützen!
So hart trifft es Rentner
Rentnerin Lilli Sehl (63) aus Lauenburg (Elbe) beklagt ihre hohen Heizkosten
Foto: Sybill Schneider
Rentner wie Lilli Sehl (63) aus Lauenburg (S-H) trifft der Preis-Schock diesen Winter besonders hart.
Seit 2014 bezieht Lilli Sehl nun Erwerbsmindungsrente und Grundsicherung. Sie sagt: "Ich schäme mich, dass ich zur Tafel gehen muss. Nun wird auch noch das Heizen drastisch teurer! Ich weiß nicht, ob ich mir das noch leisten kann."
Daher dreht sie die Heizung nur auf, wenn es draußen besonders kalt ist. Sie trägt zu Hause dicke Pullover, legt zwei Decken über die Beine.