25.04.2024 - 20:54 Uhr
Foto: Karina Hessland-Wissel
In dem verzweifelten Hilferuf (liegt BILD vor) wird ein Handeln der politischen Akteure gefordert: Dass Kontrolleure und Lokführer vor allem auf Fahrten in den Abend- und Nachtstunden täglich bedroht oder angegriffen würden, sei nicht länger hinnehmbar.
Die im Brandbrief beschriebenen Vorfälle machen sprachlos: Beleidigung bei der Ticketkontrolle, sexistische Bedrohungen der vorrangig weiblichen Servicemitarbeiter, Spuck-Attacken und Voyeurismus. Immer häufiger eskaliere die Situation, kriminelle Fahrgäste würden auch vor Schlägen und Tritten nicht zurückschrecken.
Foto: privat
Inzwischen mussten Mitarbeiter den Schilderungen zufolge wiederholt an Bahnhöfen über die Gleise flüchten, um nicht Opfer körperlicher Gewalt zu werden. Außerdem würden Ehemänner ihre Frauen privat im Dienst begleiten, um sie im Notfall zu beschützen.
Brisant: Das Schreiben legt nahe, dass es sich bei den Tätern überwiegend um Migranten und Bewohner des Flüchtlingsheims in Suhl (Thüringen) handele!
Die Bundespolizei warnt vor solch subjektiven Wahrnehmungen: "Die Umstände werden teils emotionalisiert", sagt Polizeisprecher Karsten Täschner. Vielmehr gebe es einen bundesweiten Anstieg von Kriminalitätsdelikten im Bahnverkehr, an dem auch das vermehrte Fahrgastaufkommen aufgrund des Deutschlandtickets ursächlich sei.
Foto: Karina Hessland-Wissel
Foto: EVG/Andreas Mann
Auch Thomas Filip, Bundesvorstand der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) spricht von einer zunehmenden Verrohung auf den Schienen: "Der Respekt ist verloren gegangen, die Südthüringer Strecke als Brennpunkt kein Einzelfall."
Gerade werte man eine Mitarbeiterumfrage aus, die Tendenz spreche allerdings Bände:
Umso wichtiger seien neue Sicherheits-Konzepte. Die DB kündigte zuletzt etwa den Einsatz von Body-Cams an.
Am Mittwoch setzten sich deshalb die Bahnunternehmen mit dem Thüringer Verkehrsministerium und der Bundespolizei zum Sicherheitsgipfel an den runden Tisch. Ergebnis: Es gibt Geld gegen die Gewalt!
Auf Kosten des Landes sollen mit der bislang nicht bekannten Summe Sicherheitsvorkehrungen sowohl bei der STB, die schon seit Januar einen externen Sicherheitsdienst auf der Problemstrecke einsetzt, als auch bei der DB Regio verstärkt werden.
Für mehr Sicherheit: Bahn-Schaffner bekommen Bodycams - Endlich werden die Züge im Nahverkehr und den S-Bahnen sicherer.
Ohne Ticket im Regio: Frau (39) verprügelt Zugbegleiter und beißt Polizisten - Eine Ticketkontrolle gerät im Regionalexpress außer Kontrolle.
Die Bundespolizei ist bereits seit November 2023 verstärkt auf Bestreifung, teilweise in zivil. So soll den zunehmenden Angriffen auf Bahnmitarbeiter Einhalt geboten werden. 2022 waren das allein 3138 Angriffe auf DB-Mitarbeiter deutschlandweit - 21 Prozent mehr als noch 2021.
Christian Müller, Betriebsratsvorsitzender der STB, ließ eine BILD-Anfrage unbeantwortet.