Maler-Star Neo Rauch rechnet mit der Politik ab"Schlaflose Nächte, wenn ich an Deutschland denke"
18.06.2023 - 17:31 Uhr
Leipzig - Denkt er an Deutschland in der Nacht, dann ist er um den Schlaf gebracht ... Maler-Star Neo Rauch (63) geht es derzeit wie einst dem großen Dichter Heinrich Heine (1797 - 1858). Im Interview mit der Schweizer "Neuen Züricher Zeitung" rechnet er jetzt gnadenlos mit Politikern und Aktivisten ab.
Neo Rauch, deutscher Maler und Hochschullehrer. Er gilt als bedeutendster Vertreter der "Neuen Leipziger Schule"
Foto: Joerg Glaescher/laif
Das ist Neo Rauch
Neo Hanno Rauch wurde am 18. April 1960 in Leipzig geboren. Er ist ein national wie auch international erfolgreicher Künstler und einen bedeutendsten Vertreter der sogenannten "Neuen Leipziger Schule". Rauch studierte von 1986 bis 1990 Malerei an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. Er lebt mit seiner Frau, der Malerin Rosa Loy, in Markkleeberg (bei Leipzig).
"Ich sehe Deutschland nicht in guten Händen", sagt der Leipziger Kunst-Weltstar, dessen Bilder schon für rund 1,3 Millionen Euro gehandelt werden. "Ich habe das Gefühl, dass es noch nie so heikel zuging wie im Moment." Noch nie sei die Bundesrepublik von "so unbedarftem Personal regiert" worden wie heute. "Ich erlebe schlaflose Nächte, wenn ich an Deutschland denke", so Rauch.
Angesichts der Nachrichtenlage sei er inzwischen "sehr dünnhäutig" geworden, sagt der Kunststar, der sich offenbar mehr und mehr von der Außenwelt abschottet: "Mein Atelier ist die Anti-Tagesschau." Rauch wohnt in Markkleeberg im Süden Leipzig, hat sein Atelier in der ehemaligen Baumwollspinnerei im Leipziger Westen.
Er selbst bezeichnet sich als konservativ, aber unpolitisch. Und hat mit Klimaklebern und anderen Aktivisten offenbar nicht viel am Hut. Seine Botschaft: "Kommt zur Besinnung, hört auf mit euren irrationalen Aktionen!" Die "pseudoreligiöse Anmutung vieler Protestaktionen" treibe ihn sehr um. Mit "politischer Korrektheit" möge man ihm deshalb auch nicht kommen. Rauch: "Wir schaffen uns gerade als Industrienation ab. Wir nehmen uns vom Netz, verabschieden uns aus der Riege der ernstzunehmenden Völker. Ich kann da nur fassungslos neben diesen Vorgängen stehen."
Auswandern? "Ich kann nur hier malen!"
Deutschland und Leipzig wolle er trotz aller Sorgen nicht verlassen. "Ich kann nur hier malen", sagt der Künstler. "Hier beziehe ich die Energien, die ich für mein Werk brauche."
Der gebürtige Leipziger kritisiert im Gespräch mit der Schweizer Zeitung auch seine ostdeutschen Landsleute. "Sie haben nicht diese Verdrängungsenergie der Westdeutschen entwickelt, sie haben nicht diese Qualifikation zum Knüpfen von dynamischen Seilschaften." Und weiter: "Das ostdeutsche Lebensgefühl ist eher: Entschuldigen Sie, dass ich existiere."