Krise hinter den Kulissen So genervt ist Scholz von Baerbock

Skeptische Mienen: Außenministerin Annalena Baerbock und Bundeskanzler Olaf Scholz bei einem Auftritt Mitte Januar. Am Wochenende reiste Scholz nach Südamerika, flog nach Buenos Aires (Argentinien), dann weiter nach Santiago de Chile (Chile)

Foto: IMAGO/photothek

Von: Angelika Hellemann (ZZt. in Santiago de Chile)

29.01.2023 - 23:01 Uhr

Kaum war der Bundeskanzler gelandet, machte er seinem Unmut Luft: Es werde NICHT zu einem Krieg zwischen der Nato und Russland kommen, sagte Olaf Scholz (64, SPD). "Das ist für uns ausgeschlossen. Wir werden alles tun, dass es nicht passiert."

Die Adressatin seiner Ansage saß nicht in Buenos Aires, sondern in Berlin.

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Außenministerin Annalena Baerbock (42, Grüne) war Scholz vergangene Woche wieder in die Parade gefahren, hatte erklärt: "Wir führen einen Krieg gegen Russland."

Die Russen-Propaganda nutzte den Satz als Steilvorlage. "Eine Außenministerin muss wissen, was sie sagt", kritisierte Ex-Regierungssprecher Bela Anda (59) bei im BILD-Talk "Viertel nach Acht". Im Kanzleramt sorgte das Video für entsetztes Kopfschütteln. Erst auf BILD-Anfrage ließ Baerbock den Satz korrigieren.

Es ist nicht das erste Mal, dass Scholz und Baerbock aneinander geraten. BILD weiß: Hinter den Kulissen brodelt es zwischen beiden!

Scholz hat die Außenpolitik zur Chefsache gemacht. Gerade ist er auf großer Südamerika-Tour, besucht bis Dienstag Argentinien, Chile und Brasilien. Die Haltung Deutschlands erklären, neue Handelspartner bei Rohstoffen finden, russische Lügen über den Ukraine-Krieg entlarven - all das übernimmt Scholz am liebsten selbst.

Ein Grund dafür ist auch Außenministerin Baerbock.

"Im Kanzleramt werden Baerbocks Fehler genau registriert", sagt ein Regierungs-Insider. Öffentlich verliert Scholz kein böses Wort über sie. Er hat den Grundsatz, nie schlecht über seine Minister reden, egal, wie sehr er sich intern ärgert.

Anlass, sich im Kanzleramt über die Außenministerin zu ärgern, gab es zuletzt immer wieder.

Kanzler Scholz flog am Wochenende nach Buenos Aires
Foto: Kay Nietfeld/dpa

Die lange Krach-Liste

Problem: Das war noch nicht final entschieden. Der Kanzler steckte noch mitten in den Verhandlungen zu einer großen Panzerallianz mit den USA und europäischen Partnern. Die Aussage der Außenministerin löste heftiges Stirnrunzeln im Kanzleramt aus.

Und nicht nur dort. Der britische "Telegraph" titelte: "Bundesregierung gespalten!" Die Chaos-Botschaft an die Welt: In Europa ist Krieg - und die deutsche Regierung spricht nicht mit einer Stimme.

Liegen bei vielen Themen über Kreuz: Baerbock und Scholz
Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP

Scholz reagierte nicht auf ihre Kritik, reiste wie geplant und rang China-Diktator und Putin-Freund Xi Jingping (69) eine Verurteilung von Russlands Atomdrohungen ab. Danach betonte er immer wieder, wie richtig und wichtig seine Reise war.

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Scholz, so erzählen es Teilnehmer der Sitzung, drängte auf ihre Teilnahme. Sein Angebot: Ein Regierungsflieger holt Baerbock morgens ab, bringt sie abends wieder an den Urlaubsort zurück. Baerbock blieb hart und erklärte lautstark: Sie habe Urlaub. Punkt. Kurz darauf sagten die Franzosen das Treffen ab.

Auch in der Innenpolitik lag Baerbock schon quer zu Kanzlermeinung: Im vergangenen Juli warnte sie vor Volksaufständen in Deutschland, falls es zu einem Gaslieferstopp käme. Scholz kann solche Alarmrufe nicht leiden. Er predigt das Gegenteil, indem er permanent erklärt, dass die Regierung alles dafür tue, die Lage im Griff zu halten.

Die Lager stehen sich misstrauisch gegenüber. Bei Baerbock sei trotz ihrer vielen Reisen "nicht viel mehr als Eigeninszenierung rausgekommen", lästert ein SPD-Politiker. Scholz "zögert und zaudert", ätzt ein Grüner. "Da ist es gut, wenn die Außenministerin ihn antreibt und eine klare Sprache spricht."

Die Folge des Konflikts: Scholz macht Außenpolitik noch mehr zur Chefsache.


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