Konzert abgesagt wegen "kultureller Aneignung" Deutscher Musiker darf kein Didgeridoo spielen

Von: DIANA DE WALL
02.10.2023 - 13:20 Uhr

Tom Fronza (53) ist einer der wenigen professionellen Didgeridoo-Spieler in Deutschland
Foto: Kieler Nachrichten

Kiel - Große Aufregung um ein abgesagtes Konzert!

Am 13. Oktober sollte Profimusiker und Didgeridoo-Spieler Tom Fronza (53) mit seiner Band in der Alten Mu am Lorentzendamm in Kiel auftreten, doch der Veranstalter sprang laut "Kieler Nachrichten" kurzfristig ab. Der Grund: Fronzas Instrument sei eine "kulturelle Aneignung".

Wie bitte? Der Vorwurf lautet, dass Fronza ein Instrument spielt, das nach der Definition mancher linker Aktivisten den australischen Ureinwohnern "gehört" und demnach auch nur von ihnen gespielt werden sollte. Fronza würde den Ureinwohner sonst etwas von ihrer Kultur wegnehmen und damit auch noch Geld verdienen.

Eine wirre Argumentation? Zumindest eine Begründung, die die Gemüter in den sozialen Medien kochen lässt. Nachdem Fronza sich im Internet völlig entgeistert zeigt, empörten sich auch viele Fans, kommentierten u.a., dass die Veranstalter "nicht alle Latten am Zaun" hätten.

Dieter Nuhr sauer: "Das hätte den Nazis gefallen"

Auch Kabarettist Dieter Nuhr ließ es sich nicht nehmen, das Thema in seiner Satiresendung aufzugreifen. Bissig kommentierte er laut "Westfalen-Post": "Die Berechtigung zum Spielen eines Musikinstrumentes wird hier nach völkischer Abstammung vergeben." Und: "Ich glaube, das hätte den Nazis sehr gefallen."

Kabarettist Dieter Nuhr (62)
Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

Fronza selbst, der einige Jahre in Australien lebte und das Didgeridoo bereits seit 1997 unterrichtet, fühlt sich von der Entscheidung überrumpelt. Bereits vor rund sechs Monaten war der Termin mit dem alternativen Kollektiv "Fahrrad Kino Kombinat" vereinbart worden, von der Absage erfuhr der Musiker nur durch Zufall.

Der Veranstalter lehnte eine Aussprache ab, mehrere Versuche zur Kontaktaufnahme scheiterten.

Auf Facebook konterte Tom Fronza: Der Begriff Didgeridoo sei eine kulturübergreifende Sammelbezeichnung für einen hohlen Ast oder Baumstamm, dem man Töne entlocken könne. Ein zeitgenössisches Spiel des Didgeridoos außerhalb des Stammeskontexts sei nie als kulturelle Aneignung angesehen worden. Der Vorwurf sei demnach eine "kulturelle Bevormundung".

Glück im Unglück: Nach der Absage wurden Fronza und seine Band vom Inhaber des "Kieler Mambo Hairclubs" eingeladen. Das Konzert soll am 7. Oktober stattfinden.


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