In Magdeburger Straßenbahn Syrer schlägt Abiturientin (18) und Student (28) nieder

Obwohl die Opfer schwer verletzt wurden und er Wiederholungstäter ist, ließ die Polizei ihn zunächst laufen...

Ein Syrer griff in einer Magdeburger Straßenbahn eine Schülerin und einen Studenten an, verletzte beide schwer (Archivbild)
Foto: picture alliance / dpa

von: Frank Schneider und Markus Langner veröffentlicht am 30.04.2019 - 16:03 Uhr

Magdeburg - Ein polizeibekannter Syrer (34) hat in einer Magdeburger Straßenbahn eine Abiturientin (18) und einen Medizinstudenten (28) brutal zusammengeschlagen. Trotzdem wurde er anschließend nicht von der Polizei in U-Haft genommen.

Die blutige Attacke ereignete sich laut Polizei am Donnerstag vor Ostern, die "Magdeburger Volksstimme" hatte zuerst über den Fall berichtet. Demnach geschah der Angriff ohne Grund und mitten am Tag. Von den anderen Passagieren der Straßenbahn soll niemand eingegriffen haben.

"Die Bahn war plötzlich menschenleer"

"Ich habe aus dem Fenster geguckt, Musik gehört" - so schilderte die 18-jährige Schülerin Levken der "Magdeburger Volksstimme" jenen verhängnisvollen Frühlingstag. Sie habe aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrgenommen - im nächsten Moment habe ein fremder Mann seine Faust in ihr Gesicht gerammt! Daraufhin sei sie blutend durch den Waggon der Linie 6 getaumelt. Niemand sei eingeschritten, im Gegenteil: Als Blut auf die Hose eines Mitfahrenden tropfte, habe dieser mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung gedroht!

An der nächsten Station verließ die Schülerin die Straßenbahn, der Täter hinterher. Da erhob sich Medizinstudent Ramin: "Ich habe gesagt: ,Geht's noch?'" - im nächsten Moment traf auch den Studenten eine Faust ins Gesicht! Wieder schritt niemand ein. "Die ziemlich volle Straßenbahn war plötzlich menschenleer, alle sind schnell geflüchtet", erzählte der 28-Jährige der "Magdeburger Volksstimme". Der Deutsch-Marokkaner weiter: "Ich habe um Hilfe gerufen. Aber es kam keiner." Während die Bahn weiterfuhr, traktierte der Fremde den Studenten minutenlang mit Tritten und Schlägen. Erst, als sich beim nächsten Stopp erneut die Tür öffnete und sich ein Mann als Polizist zu erkennen gab, endete die Gewaltorgie.

Nur ein Armbruch?

Doch der Skandal ging jetzt erst los: Trotz der erheblichen Verletzungen der beiden Opfer - die Abiturientin erlitt einen Nasenbruch sowie einen Bruch des linken Augenhöhlenrings, der Student Platzwunden und einen Bruch der Vorderhöhlen-Stirnwand - kam der Schläger zunächst nicht in Untersuchungshaft! Und: In einem Polizeibericht ist "lediglich" von einem gebrochenen Arm die Rede.

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Der Magdeburger Kriminalhauptkommissar Frank Küssner (58) zu BILD: "Ich wehre mich gegen den Vorwurf, die Polizei wollte den Fall verharmlosen." Die junge Frau habe gegenüber einem Rettungssanitäter zunächst über starke Schmerzen im Unterarm geklagt. Deshalb seien die genauen Verletzungsfolgen nicht erkennbar gewesen.

Laut Polizei habe sich der Syrer bei seiner Festnahme "aufbrausend aggressiv" verhalten. Im Polizeigewahrsam habe er gefordert, in seine Heimat gebracht zu werden. Falls das nicht geschehe, habe er gedroht, "er wolle anderen Personen schaden", sagte Küssner zu BILD. Ein herbeigerufener Arzt habe den Mann in die Psychiatrie eingewiesen - doch am nächsten Tag entließ sich der Täter selbst wieder! Erklärung der Polizei: "Den weiteren Verbleib in der geschlossenen Anstalt hätte ein Richter anordnen müssen."

Rechtsmediziner: Verletzungen "potenziell lebensbedrohlich"

Warum wurde der Mann nicht umgehend überprüft? Wie eine Sprecherin der Kreispolizeibehörde Lippe gegenüber BILD bestätigte, hatte der Syrer bereits zuvor mehrfach in Nordrhein-Westfalen zugeschlagen. Die Vorwürfe lauten in insgesamt drei Fällen auf Körperverletzung und gefährliche Körperverletzung. Zwei der Vorfälle sollen sich Ende 2018 in Detmold ereignet haben, einer Ende 2019 in Lemgo, wo der Täter auch gemeldet sein soll. Der Magdeburger Hauptkommissar Küssner: "Da zunächst die Verletzungsfolgen nicht bekannt waren, wurde die Tat lediglich als einfache Körperverletzung angezeigt. Wir überprüften deshalb lediglich, ob ein Haftbefehl vorlag. Dies war nicht der Fall, weshalb wir auch keinen Untersuchungshaftbefehl beantragten."

Erst nach Ostern kam erneut Bewegung in den Fall. Laut "Volksstimme" stuften Rechtsmediziner die Verletzungen der beiden Opfer nun als "potenziell lebensbedrohlich" ein. Erst jetzt erließ die Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen Bahar M. In einer Pressemitteilung heißt es: "Kräfte des Polizeireviers Magdeburg konnten den Beschuldigten nach umfangreichen Ermittlungen zu möglichen Aufenthaltsorten am Freitag, den 26.04.2019 im Stadtgebiet feststellen und festnehmen. " Der 34-Jährige wurde nach Verkündung des Haftbefehls in die Justizvollzugsanstalt Burg gebracht.


aus bild.de vom 30.04.2019