Von Sandra Basan
12.07.2023, 20:32 Uhr
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Massen-Prügeleien zwischen Rutsche und Becken, angegriffene Sicherheitsleute, Belästigungen auf den Freibad-Wiesen.
Peter Harzheim (67) stand 45 Jahre als Bademeister am Beckenrand. Heute blickt er als Präsident des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister e.V. besorgt auf die Eskalation der Gewalt in Freibädern wie dem Columbiabad in Berlin-Neukölln: "Mir blutet das Herz. Das ist eine wirklich traurige Entwicklung. Das Verhalten dieser halbgaren Möchtegern-Playboys geht gar nicht. Das ist inakzeptabel, egal welcher Kultur sie angehören."
Am Sonntag hatte die Polizei das Freibad räumen müssen, weil sich Jugendliche den Anweisungen der Mitarbeiter und der Sicherheitsfirma massiv widersetzten. Und das nicht zum ersten Mal. Zwei Wochen zuvor hatte es dort bereits eine größere Schlägerei gegeben. Auch in anderen Freibädern sind Pöbeleien und Randale an der Tagesordnung.
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Harzheim: "Wir haben schöne Bäder in Deutschland und der Großteil sind Orte des Friedens und der Freude. Doch in einigen Freibädern, in Gebieten, in denen der Migrationshintergrund überproportional gestiegen ist, kommt es seit 10 Jahren immer häufiger zu Übergriffen. Da steigen die Temperaturen und der Testosteronspiegel, es wird vielleicht auch Alkohol getrunken. Dann braucht es nur einen Funken und es knallt."
Nachhaltig schockiert hat den 67-Jährigen der Angriff auf einen Kollegen im Schwimmbad in Malsch (Baden-Württemberg) vor zwei Wochen.
"Da wurde ein Bademeister von einer Gruppe zusammengeschlagen, nur weil er seiner Pflicht nachkommen und das Bad schließen wollte. So etwas darf nicht passieren! Das muss konsequenter bestraft werden. Wenn es nicht anders geht, müssen diese Personen aus Bädern entfernt werden. Hier ist die Politik gefragt. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem."
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Und ganz grundsätzlich eine Frage des Respekts: "Neben dem Bürgermeister und dem Pastor war der Bademeister früher derjenige im Ort, auf den gehört wurde. Der Respekt geht immer mehr verloren!"
Trotzdem kann Deutschlands oberster Schwimmmeister den Job nur empfehlen: "Der Beruf ist sehr vielseitig - von der Technik mit den Pumpen und Filteranlagen über die Wasserchemie bis hin zum Umgang mit Menschen als Animateur und Tröster."
Gern erinnert er sich an seine aktive Zeit zurück: "Besonders schön waren die Babyschwimmkurse. Die habe ich gegründet und 35 Jahre lang geleitet. Meine Tochter war die erste Teilnehmerin. Das waren die Kurse, bei denen am meisten gelacht wurde."
Den Mitarbeitern im Columbiabad in Berlin ist der Spaß an der Arbeit vergangen. Der Krankenstand ist hoch. Das Freibad bleibt bis auf Weiteres "aus betrieblichen Gründen" geschlossen - trotz Ferienbeginn und hoher Temperaturen.
Quelle: BZ-Berlin