Stand: 29.07.2022| Lesedauer: 5 Minuten
Von Marcel Leubecher
Politikredakteur
Wie häufig das stattfindet, wird nirgendwo erfasst. Beispielsweise berichteten aber Jobcenter-Mitarbeiter WELT, dass es immer mal wieder vorkomme, dass betreute Syrer in die Türkei flögen oder Afghanen in den Iran. Ob sie dann dort ihre Verwandten besuchen, wie bei den Job-Betreuern angegeben, oder in die benachbarten Heimatländer weiterziehen, erfahre man nicht.
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Abgesehen von solchen kurzen Reisen gibt es aber eine Erhebung, die Fortzüge in die Hauptherkunftsstaaten von Asylbewerbern erfasst. Laut der Wanderungsstatistik des
Um welche Personengruppen es sich dabei handelt, wird nicht genauer erfasst.
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Die Wiesbadener Statistiker antworten auf die WELT-Frage, ob es Hinweise gibt, dass es sich um solche Fälle handelt: "Die Fallkonstellation, die Sie beschrieben haben, erscheint plausibel, kann jedoch aus statistischem Datenmaterial nicht belegt werden."
Falls in den betreffenden Statistiken neben der Kategorie deutsch und nichtdeutsch auch Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit separat gelistet würden, wäre die Frage leicht zu klären. Denn
Wäre das anders, könnte man ablesen, ob die in die Asylherkunftsländer ziehenden Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit tatsächlich meist Doppelstaatler sind oder möglicherweise auch Deutsche, die beispielsweise sehr lange für Hilfsorganisationen oder Unternehmen in diesen Ländern gearbeitet hatten und dann wieder zurückkehrten.
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Jedenfalls handelt es sich bei den Hunderten erfassten Fällen von Deutschen, die in die Hauptherkunftsländer von Asylbewerbern ziehen, nur um solche, die sich tatsächlich in Deutschland abmeldeten und bei denen der Zielort angegeben wurde. Denn falls dieser den Meldebehörden nicht bekannt ist, wird laut Statistischem Bundesamt "als Merkmalsausprägung für das Zielgebiet ohne Angabe' eingesetzt".
In den Vorjahren sah es ähnlich aus: 2020 zogen 43 Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit aus Deutschland nach Syrien (umgekehrt 78). In den Irak zogen in dem Jahr aus Deutschland 425 Deutsche (umgekehrt 576). Nach Afghanistan 55 und umgekehrt 111. Im Jahr 2019 wanderten 55 Deutsche aus der Bundesrepublik nach Syrien ab (89 umgekehrt). Nach Afghanistan 76 und von dort nach Deutschland 125. In den Irak 662 (umgekehrt 742). Im Jahr 2018 zogen 46 Deutsche nach Syrien und 85 hierher. Nach Afghanistan 63 und von dort hierher 138. In den Irak 636 (umgekehrt 917).
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Diese Möglichkeit eröffnet auch die Erklärung des Statistischen Bundesamtes über die Art der Datenerhebung. Denn wenn Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit sich hierzulande abmelden, aber der Zielort der Meldebehörde nicht bekannt wird, landen sie in der Zielland-Kategorie "ohne Angabe".
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Dies betrifft insgesamt sehr viele Migranten mit deutscher Staatsangehörigkeit: So wurden im vergangenen Jahr 129.084 Fortzüge von Deutschen ins Ausland registriert, bei denen das Zielland ungeklärt war. Auch wenn Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit aus dem Ausland nach Deutschland umziehen, ist oft nicht klar, woher sie kommen. 91.486 Zuzüge von Deutschen aus dem Ausland wurden in der Bundesrepublik registriert, bei denen als Herkunftsland "ohne Angabe" eingetragen wurde.
Durch die Migrationspolitik der vorherigen Bundesregierungen, die von der Union geführt und von der SPD beziehungsweise der FDP mitgetragen wurden, haben sich inzwischen sehr große Diasporagruppen dieser drei Staaten in der Bundesrepublik gebildet.
Fall eines irakischen Architekten
Migrationspolitik der Ampel
"Bin nie straffällig geworden und habe bewiesen, dass ich arbeiten kann"
Wer nicht schwer straffällig wird und einige formale Integrationskriterien erfüllt, kann in der Regel acht Jahre nach Einreise die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen; bei besonderem beruflichen Erfolg, bestandenem Integrationskurs und ehrenamtlichem Engagement etwa in der Freiwilligen Feuerwehr oder als Flüchtlingsdolmetscher schon nach sechs Jahren.